Unser Zeitsprung in die Vergangenheit führt zu einem Empfang des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. durch eidgenössische und st.gallische Regierungsvertreter in Rorschach. Der Kaiser des einflussreichen Nachbarstaates besuchte 1909 Vorarlberg. Nach einem Empfang in Bregenz fuhr er mit dem Salon-Dampfer «Kaiserin Elisabeth», der seiner verstorbenen Gattin «Sissi» gewidmet war, über Rorschach nach Friedrichshafen, wo er anschliessend durch den Grafen Zeppelin begrüsst wurde.
Beim Zwischenhalt in Rorschach am 31. August begrüssten den Kaiser die Bundesräte Comtesse, Brenner und Schobinger, der spätere General Wille sowie die St.Galler Regierungsräte Anton Messmer und Alfred Riegg. Der ganze Hafen war festlich geschmückt, u.a. mit Girlanden und Blumen sowie einem speziell erstellten Triumphbogen. Den damals üblichen militärischen Rahmen setzte das St.Galler Füsilier-Bataillon 82. Und bei der Einfahrt in den Hafen wurden – unter dem Jubel der Bevölkerung – 22 Salutschüsse abgefeuert!
Die St.Galler Regierungsdelegation erschien gemäss Vorgaben aus Bern in Frack, Zylinderhut, weisser Halsbinde und mit weissen Handschuhen, was im August ein möglicherweise etwas unbequemes Tenue gewesen sein dürfte. Im Weiteren durften sechs weissgekleidete Mädchen aus Rorschach dem Kaiser ein Blumenbouquet übergeben und ein Gedicht aufsagen. Alle weiteren geplanten Festlichkeiten mussten aufgrund des gedrängten Programms des österreichischen Monarchen jedoch ohne diesen stattfinden. Bereits nach 20 Minuten (!) wurde der Staatsbesuch auf ein Zeichen des kaiserlichen Oberzeremonienmeisters für beendet erklärt, und der Kaiser fuhr unter erneuten 22 Salutschüssen Friedrichshafen entgegen.
Staatsarchiv St.Gallen, KA R.49b-1-6 und ZMA 18-02.12-41
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