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Reh, Gämse und Hirsch beeinflussen durch den Verbiss den Erfolg der Baumverjüngung. Verbiss kann die Anzahl der Bäumchen reduzieren, deren Aufwachsen verlangsamen und die Artenzusammensetzung verändern. Im Rahmen einer systematischen Aufnahme in zwei Wildräumen des Kantons St. Gallen wurde der Verbisseinfluss in der Tannenwaldstufe abgeschätzt.

Buchen, Tannen- und Eichensämlinge auf engstem Raum zeigen das Potenzial für einen artenreichen Wald auf.
Sämlinge sind die Grundlage für eine artenreiche Waldverjüngung

Pilotprojekt

Wildräume 2 und 8 des Kantons St.Gallen (braun). Wildräume sind die Einheiten für die vierjährige strategische Jagdplanung des Kantons für Reh und Gämse und orientieren sich an den Jagdreviergrenzen (braun). Die Grenzen der Waldregionen (grün) bilden teilweise auch die Kantonsgrenze.
Wildräume 2 und 8 des Kantons St.Gallen (braun). Wildräume sind die Einheiten für die vierjährige strategische Jagdplanung des Kantons für Reh und Gämse und orientieren sich an den Jagdreviergrenzen (braun). Die Grenzen der Waldregionen (grün) bilden teilweise auch die Kantonsgrenze.

Im Frühling 2018 wurden in den Wildräumen 2 und 8 des Kantons St. Gallen Verjüngungsaufnahmen durchgeführt. Das Ziel war eine flächendeckende Aussage über den Verbisseinfluss auf die vorhandene Waldverjüngung. Die Bäumchen wurden in einem systematischen Raster von Probeflächen untersucht. Im Wildraum 2 wurde ein Raster von 500×500 m gewählt, im Wildraum 8 wurde die Probeflächenanzahl infolge der spärlichen Baumverjüngung verdoppelt, was zu einem Raster von 353×353 m führte.

Fazit zum Verbisseinfluss in der Tannenwaldstufe

Bei unveränderter Wald-Wild Situation ist in den beiden Wildräumen nicht mit einer waldbaulich relevanten Reduktion der Stammzahl im späteren Baumbestand zu rechnen. Aber:

Wildraum 2 (Gebiet Ricken-Toggenburg-Amden-Gasterland)

  • Verbiss verlangsamt das Aufwachsen der bestwüchsigsten Tannen und Ahorne.

  • Die Baumartenzusammensetzung dürfte unverändert bleiben.

  • Die Situation beim Ahorn wird als kritisch beurteilt; mehr Verbiss würde das Aufkommen der Ahorne verhindern.

Wildraum 8 (Gebiet Quarten-Weisstannental)

  • Verbiss verlangsamt das Aufwachsen von Tanne, Ahorn und auch Buche.

  • Die Tanne benötigt verbissbedingt rund einen Drittel länger als die Fichte, um von 10 cm bis 130 cm hochzuwachsen.

  • Der starke und häufige Verbiss bewirkt einen Konkurrenzvorteil der Fichte und führt längerfristig zu einer «Baumarten-Entmischung» bzw. «Verfichtung».

  • Bei den Huftieren beliebte Baumarten (Tanne, Ahorne) sind spärlich und nur punktuell vorhanden. Es ist unklar zu welchem Anteil Verbiss beigetragen hat und inwieweit andere Faktoren für die spärliche Verjüngung dieser bei Reh, Gams und Hirsch beliebten Baumarten (mit-)verantwortlich sind. 43 Prozent der weniger als 10 cm grossen Tannen waren verbissen. Todverbiss (Baum stirbt infolge Verbiss ab) ist wahrscheinlich relevant, kann aber mit einer einmaligen Aufnahme nicht abgeschätzt werden. Für weitere Abklärungen werden Vergleichsflächenpaare mit Kontrollzäunen empfohlen

Noch offene Fragen?

Pascal Gmür

Pascal Gmür

Forstingenieur FH

Forstingenieur

Kantonsforstamt

Davidstrasse 35
9001 St.Gallen