Lehrmittel konkretisieren Lehrplaninhalte und unterstützen die Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts.
Aufgaben in der Lehrmittelkoordination
Die Gemeinden finanzieren die Lehrmittel zu 100%. Damit liegt die Zuständigkeit für die Steuerung des Lehrmittelwesens bei den Gemeinden, sie legen den Prozess der Lehrmittelbestellung wie auch die Auswahl der Lehrmittel fest.
Die kantonale Staatsebene ist gemäss XXVIII. Nachtrag zum Volksschulgesetz für folgende Aufgaben zuständig:
- Der Bildungsrat legt Kriterien für qualitativ gute Lehrmittel fest (Art. 21 Abs. 1 VSG).
- Der Kanton kann selber Lehrmittel entwickeln und solche Eigenentwicklungen auch inskünftig unentgeltlich abgeben (Art. 22 Abs. 1 VSG).
- Der Kanton führt mit dem bei ihm angegliederten Lehrmittelverlag eine eigene Rechnung auf Vollkostenbasis für Erstellung, Einkauf und Abgabe von Lehrmitteln (Art. 22 Abs. 3 VSG).
Qualitätskriterien für gute Lehrmittel des Bildungsrates
Die Qualitätskriterien des Bildungsrates wurden auf der Basis der «Zehn Merkmale guter Lehrmittel» und dem Evaluationscoach «ilz.spector» der Interkantonalen Lehrmittelzentrale (ilz) als aktuell gültiger Orientierungsrahmen, angereichert durch AVS und Bildungsrat erstellt.
- Das Lehrmittel stützt sich auf den Lehrplan ab und deckt die Kompetenzbereiche des Fachs ab.
- Das Lehrmittel vermittelt die unterschiedlichen Inhalte altersgerecht.
- Das Lehrmittel beleuchtet Inhalte aus verschiedenen Perspektiven und versteht es, auch kontroverse Haltungen und Beurteilungen dazu aufzuzeigen.
- Das Lehrmittel bezieht Vorwissen, Interessen und den Bezug zur Lebenswelt mit ein.
- Das Lehrmittel fördert Fähigkeiten und Fertigkeiten.
- Das Lehrmittel bietet ein breites Angebot an Zugängen zu einem Lerngegenstand.
- Das Lehrmittel berücksichtigt das Vorwissen der Lernenden.
- Das Lehrmittel enthält Teile für das selbstständige Arbeiten und Üben.
- Das Lehrmittel ist für Kinder und Jugendliche verständlich.
- Das Lehrmittel lässt unterschiedliche Lösungswege und Zugänge zu.
- Das Lehrmittel vermittelt unterschiedliche Lernstrategien und Arbeitstechniken.
- Das Lehrmittel motiviert, löst Denkprozesse und Tätigkeiten aus.
- Das Lehrmittel ermöglicht eine entdeckende Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten.
- Die Heterogenität der Lernenden wird berücksichtigt.
- Das Lehrmittel schafft Zugang zu Bildungsinhalten und bietet Informationen.
- Das Lehrmittel vermittelt didaktisch aufbereitetes Basiswissen.
- Das Lehrmittel bietet Übungsteile an, welche der Festigung des Lernstoffes dienen.
- Die Inhalte sind altersgemäss und sachgerecht aufbereitet.
- Die Inhalte sind vielfältig und nicht einseitig oder stereotyp.
- Die Aufbereitung der Informationen und Fachbegriffe erlaubt einen schrittweisen Aufbau des Fachverständnisses.
- Das Lehrmittel spricht Schülerinnen und Schüler an und motiviert.
- Das Lehrmittel ist in einer verständlichen und altersgerechten Sprache abgefasst.
- Das Lehrmittel nimmt Rücksicht auf die sprachliche und fachliche Kompetenz der Lernenden.
- Das Lehrmittel enthält Texte auf unterschiedlichem Anforderungsniveau.
- Das Lehrmittel unterstützt den Lernprozess durch verschiedene und gut dosierte Gestaltungselemente.
- Die Bilder und Texte sind gut aufeinander abgestimmt.
- Die Bilder und grafischen Darstellungen sind informativ und nicht rein dekorativ.
- Gedruckte Materialien sind verknüpft mit digitalen Elementen.
- Digitale Elemente ermöglichen individuelle und interaktive Lern- und Übungsmöglichkeiten.
- Digitale Elemente erleichtern vielfältige inhaltliche Zugänge zu den Unterrichtsthemen.
- Der Kommentar informiert die Lehrperson über das pädagogisch-didaktische Konzept, den Lehrplanbezug, das Lernverständnis und die Grundideen.
- Das Lehrmittel unterstützt die Lehrperson effizient bei ihrer Unterrichtstätigkeit.
- Das Lehrmittel bietet der Lehrperson Planungs- und Orientierungshilfen zur Einarbeitung ins Lehrmittel.
- Das Lehrmittel ist flexibel einsetzbar (z. B. Klassenzusammensetzung, Unterrichts- und Sozialformen, Lernstand, Individualisierung, Differenzierung etc.).
- Das Lehrmittel bietet vielfältige Möglichkeiten und Ideen für Anpassungen, Interpretationen und Schwerpunktsetzungen.
- Das Lehrmittel eröffnet verschiedene Zugangsweisen, Lernwege und Arbeitsweisen.
- Das Lehrmittel regt die Reflexion zu Inhalten und Lernprozessen an.
- Das Lehrmittel liefert Angebote und Hinweise zu Leistungsbeurteilungen und Lernkontrollen, welche den Kindern und Jugendlichen Lernerfolge und Lernstände sichtbar machen.
- Das Lehrmittel bietet Instrumente zur Selbst- wie auch zur Fremdbeurteilung.
- Die Diagnose- und Beurteilungsinstrumente sind ohne grossen Aufwand anpassbar.
- Das Lehrmittel bietet Kriterienlisten für die Beurteilung von offenen Aufgabenstellungen.
Finanzierung durch Kanton
- Zeugnismaterialien und Mappen werden weiterhin durch den Kanton finanziert.
- Die Lernfördersysteme «Lernlupe» und «Lernpass plus» werden seit dem Schuljahr 2023/24 gänzlich durch den Kanton finanziert.
- Das obligatorisch einzusetzende Lehrmittel «St.Gallerland» als Vorgabe durch den Bildungsrat wird zu 100% durch den Kanton finanziert.
Lehrmittelempfehlungen der Schulträger
Die Schulträger empfehlen, gemäss Art. 21 Abs. 2 des Volksschulgesetzes, Lehrmittel auf Grundlage der Qualitätskriterien des Bildungsrates. Sie sprechen sich in geeigneter Weise untereinander ab und beziehen die fachliche Einschätzung des zuständigen Departementes in ihre Entscheidungsfindung mit ein.
Interkantonale Lehrmittelzentrale (ilz)
Die Interkantonale Lehrmittelzentrale ist eine Institution der Kantone und des Fürstentums Liechtenstein und koordiniert die Lehrmittelentwicklungen in der Deutschschweiz. Der Kanton St.Gallen ist Mitglied der Interkantonalen Lehrmittelzentrale.
Unter Wahrung der kantonalen Bildungshoheit bietet die ilz Dienstleistungen an und entlastet damit die Kantone. Im Vordergrund steht die Sicherstellung der Lehrmittelversorgung der Schulen mit Schweizer Lehrmitteln.
Noch offene Fragen?
Stefan Wehrle
Bereichsleiter