Automatisierung im Melkprozess
Im Melkprozess überwachen Sensoren Kuh und Milch. Onlineanalytik von Milchparametern zur Gesundheits- und Brunstüberwachung der Kühe haben in den letzten Jahren stark zugelegt.
Auch die technischen Entwicklungen in Bezug auf Funktionssicherheit und Wartungsfreundlichkeit der Melk- und Kühltechnik nimmt zu. Je höher der Automationsgrad im Stall besteht, desto mehr intelligente Diagnosetools werden eingesetzt um sich ankündigende Funktionsstörungen schon vor dem technischen Ausfall zu erkennen.
Zusammengefasst bedeutet das:
- Sensoren und Mikroprozessoren übernehmen die Anlagensteuerung und ermöglichen Ressourceneinsparungen bei Energie und Wasser und erhöhen die Wartungsfreundlichkeit
- Einsatz von Sensoren zur tierindividuellen Gesundheitsüberwachung für Software-Lösungen für eine wissensbasierte Entscheidungsunterstützung
- Heutige Kommunikationstechniken ermöglichen eine ortsunabhängige Herdenüberwachung und Prozesssteuerung bei mehr Flexibilität in der Arbeitsorganisation
Melkroboter für meinen Betrieb?
Das automatische Melksystem wird auch häufig als Melkroboter bezeichnet. Der Melkroboter hat einige Vorteile. Er melkt Kühe automatisch und kann so für Arbeitserleichterung, Zeitersparnis und flexiblere Arbeitszeiten im Vergleich zum Melkstand sorgen.
Wichtige Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Betrieb eines automatischen Melksystems:
- Flair für Arbeit mit moderner Technik und Datenkontrolle
- Veränderung der Arbeitsorganisation
- Anpassung von Fütterung, Tierbeobachtung und -pflege
- Rufbereitschaft mit Stellvertreterregelung
- verlässlicher und erreichbarer Kundendienst
- Entwicklungsmöglichkeiten bei Planung berücksichtigen
- Stallplanung und Platzierung des Roboters
Aspekte des Betriebs eines AMS
- Total-Anschaffungskosten sind abhängig von baulichen Investitionen und der technischen Ausstattung des AMS
- variable Kosten: höherer Wasser- und Stromverbrauch
- hohe Service- und Wartungskosten
- ggfs. höherer Milchleistung und individuelle Melkabstände nach Bedürfnisse der Kühe
- Arbeitszeit: flexibel, kaum Melkzeit dafür Tierbeobachtung und Datenkontrolle
- Informatik-Flair des Landwirts oder Bereitschaft des Lernens
Service- und Wartungsvertrag
Melkroboter sind prinzipiell 24 Stunden pro Tag im Einsatz. In Einbox-Anlagen werden bis zu 180 Melkungen pro Tag erreicht. Durch den Dauereinsatz ist ein höherer Aufwand für Wartung und Reparatur der Anlage verbunden. In den überwiegenden Fällen werden dafür Service- und Wartungsverträge abgeschlossen. Was dabei zu beachten ist in diesem Bericht von agrarheute zusammengefasst.
Weidegang und AMS
Täglichen Weidegang mit einem Melkroboter zu vereinbaren, klingt zuerst knifflig. Mit dem richtigen Management und arrondierten Flächen kann diese Herausforderung aber in der Praxis gut funktionieren.
Ein Bericht dazu auf LK-Online
Anbieter von Melkroboter
Die renommiertesten Anbieter wie: BouMatic, DeLaval, GEA, Lemmer Fullwood, Lely, System Happel und SAC/Insentec produzieren AMS auch als Einzelboxvarianten. Die Aussenmasse, der Zugang in die Melkbox, die Vorbehandlung des Euters und die Funktion des Positions- und Roboterarms mit den diverses Sensoren stellen die grössten Unterschiede zwischen den Herstellern dar. Dazu bieten sie verschiedene Software-Lösungen mit unterschiedlichen Leistungsspektren und Schnittstellen in Farm-Management-Systeme an.
Fortschritte in der Labortechnik der letzten Jahre lassen aus der Milch immer mehr und präzisere Informationen herauslesen. Es geht dabei um die Analyse von Milchinhaltsstoffen und die Erkennung von Tiergesundheit und Fruchtbarkeit.
Wichtige Inhaltsstoffe der Milch die beobachtet werden sollten, sind der Fett-, Protein- und Laktosegehalt. Die Milchprotein- und Fettmengen stehen in direktem Zusammenhang mit der Nahrungsenergieversorgung. Ein Energiemangel im Futter führt zwangsläufig zu niedrigeren Proteinspiegeln in der Milch. Das Fett-Protein-Verhältnis (F: P) ist somit ein bekannter Indikator zur Identifizierung von Fällen von Azidose und Ketose im Pansen. Angesichts der natürlichen täglichen Schwankungen dieser Milchbestandteile reicht eine Analyse pro Monat nicht aus, um Stoffwechselerkrankungen auf Einzeltierebene richtig zu bewerten. Eine automatische Inline-Überwachung kann daher helfen die Tierherde individuell zu überwachen.
Beispiel Herd Navigator DeLaval
Messung: Progesteron, BHB, LDH, Harnstoff in der Milch
Häufigkeit: bei jedem Melken
Erkennung: Brunst, Mastitis, Ketose
Beispiel afilab von afimilk
Messung: Laktosegehalt, Farbe, Fett, Protein
Häufigkeit: bei jedem Melken
Erkennung: Mastitis, Ketose, Azidose
Beispiel Lely MQC
Messung: Leitfähigkeit, Farbe, Temperatur, Milchleistung, Fett, Protein, Laktosegehalt
Häufigkeit: bei jedem Melken
Erkennung: Mastitis
weitere Beispiele sind hier aufgeführt und können auch im Bericht: Übersicht über kommerziell verfügbare digitale Systeme in der Nutztierhaltung der Agroscope nachgeschaut werden.