Im Erdkern herrschen Temperaturen von 4800 bis 7700°C. Bereits in rund vier Kilometer Tiefe werden bei uns vielerorts Temperaturen von über 100°C erreicht. Diese CO2-neutrale Energieform eignet sich sowohl zur Gewinnung von Wärme wie auch von elektrischer Energie.
Bei der tiefen Geothermie wird dem Untergrund heisses Wasser entnommen. Falls das geförderte Wasser über 100°C heiss und somit in Form von Wasserdampf vorliegt, kann mittels Gasturbinen elektrische Energie erzeugt werden. Mit dem heissen Wasser lassen sich Fernwärmenetze betreiben.
Weltweit sind seit Jahrzehnten verschiedene Anlagen im Einsatz, z.B. in Island, Deutschland oder Italien. Auch in der Schweiz gibt es einige wenige, kleine Anlagen. Seit den Erdbeben bei den Geothermie-Projekten in St.Gallen und Basel wird die tiefe Geothermie in der Schweiz kaum noch erforscht.
Der Bund prognostiziert für die Schweiz bis zum Jahr 2050 einen Wärmebedarf von jährlich 90 Terawattstunden. Heute steuert die Geothermie erst 4% zur Wärmeversorgung bei. Durch den Ersatz der fossilen Energien wird dieser Anteil massiv zunehmen. Um die Voraussetzungen dazu zu verbessern plant der Bundesrat die schweizweite Erkundigung des Untergrundes voranzutreiben.
In der Stadt St.Gallen wurde eine 4450 Meter tiefe Bohrung erstellt. Wie erwartet wurde in rund 4300 Meter Tiefe rund 145°C heisses Wasser gefunden. Ohne weitergehende Stimulationen konnten lediglich 5 l/s gefördert werden. In Folge eines unerwarteten Gaszutritts mussten notfallmässig Massnahmen getroffen werden, die zu einem schwachen Erdbeben führten. Wegen dieser Erfahrung und der nicht gesicherten Wirtschaftlichkeit der Anlage wurde das Projekt nicht weiterverfolgt. Die weitere Nutzung des Bohrloches ist noch unklar.
Von Bonaduz bis nach Walenstadt und im unteren Prättigau wurden die geologischen Untergrundverhältnisse aus Sicht der thermischen Nutzung dokumentiert. In verschiedenen Karten sind die Isohypsen der wichtigsten Aquifer-Einheiten zusammengestellt und die in diesen Formationen zu erwartenden Temperaturen erläutert. Gleichzeitig wurde abgeklärt, wo mit welchem Wärmebedarf in den einzelnen Dörfern und Städte zu rechnen ist.
Die schweizerische Eidgenossenschaft hat umfangreiche Kartenwerke zur Geothermie erarbeitet. Ausser dem Rheintal und der Seezebene umfassen diese Kartenwerke die meisten Gebiete des Kantons St.Gallen. In diesen Karten sind die Tiefenlagen verschiedener geologischer Einheiten, die sich zur thermischen Nutzung eignen, dargestellt. Ebenfalls ist ersichtlich, wo mit welchen Untergrundtemperaturen zu rechnen ist, als Beispiel siehe die Karte mit den 60°C Isothermen:
- In Oberriet SG wurde im Jahr 2006 eine Tiefenbohrung (1400 m) erstellt. In rund 850 Meter Tiefe wurden rund 30°C warmes Wasser angetroffen. Die Fördermenge beträgt 15 l/s. Die Anlage wird nicht mehr genutzt, da der neue Besitzer keinen Wärmebedarf hat.
- In Weissbad AI wurde für ein Hotel eine rund 1600 m tiefe Bohrung erstellt. Die maximale Temperatur beträgt 45°C, die Leistung 80 kW resp. 110 MWh/J.
- In Schlattingen TG wird für einen Gemüsebetrieb bis zu 60°C warmes Wasser aus einer Tiefe von 10010 bis 1600 m gefördert und zur Beheizung von Gewächshäuser genutzt.
- Geothermie Schweiz neues Fenster
- Bundesamt für Energie, Geothermie neues Fenster
- Geothermieprojekt St.Gallen neues Fenster
- GIS-Karten Bund zum Thema Geothermie: Beispiel 60 °C Isothermen neues Fenster
- Bericht zum Nutzungspotenzial der Tiefengeothermie im Fürstentum Liechtenstein neues Fenster
- Geothermie Thurgau; Grundlagenbericht zum Nutzungskonzept neues Fenster
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