Wir sind nicht mehr so direkt auf den Wald und seine Produkte angewiesen wie früher, als Brennholz, Bauholz und Viehfutter aus dem Wald für viele Menschen von existenzieller Bedeutung waren. Heute stehen vorab die immateriellen Leistungen und Werte des Waldes im Vordergrund. Der Wald prägt unsere Landschaft, bietet Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und wird als Erholungsraum praktisch direkt vor unserer Haustür intensiv genutzt.
Doch auch als Lieferant des einheimischen, erneuerbaren, CO2-neutralen, vielseitig und hochwertig verwendbaren Rohstoffes Holz gewinnt der Wald wieder zunehmend an Bedeutung.
Wälder sind erneuerbare natürliche Ressourcen, deren vielseitige Nutzungsmöglichkeiten durch die vorgegebenen Standortbedingungen und die Entwicklungsdynamik der Waldvegetation bestimmt werden. Die Nutzungsmöglichkeiten, aber auch die vom Wald ausgehenden positiven Effekte auf Klima, Boden und Wasserhaushalt sind nicht unbegrenzt verfügbar. Ziel der Waldentwicklung ist die nachhaltige Sicherstellung der Funktionen und Leistungen des Waldes, auch für kommende Generationen. Die Waldregion fördert und lenkt eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und damit folgende Waldfunktionen.
Holz ist der einzige nachhaltig erneuerbare Rohstoff der Schweiz. Die Waldwirtschaft kann die Region mit einem nachhlatig erzeugten Rohstoff versorgen. Die Nutzfunktion ist und bleibt eine sehr bedeutende Leistung des Waldes und eines der wichtigsten Standbeine für die Waldeigentümer. Die Wälder der Waldregion sind hoch produktiv und gut erschlossen. Gepflegte Wälder können in der Regel die Ansprüche, die wir Menschen an sie gestellt werden, besser wahrnehmen als unbewirtschaftete.
Rund 37% der Waldfläche der Waldregion ist Schutzwald, d.h. er schützt Menschen, Tiere und Infrastruktur vor Steinschlag, Hangmuren, Rutschungen oder Gerinneprozesse. Durch die Verzögerung des Hochwasserabflusses der Gewässer wird auch die Geschiebemobilisierung reduziert. Dadurch fällt weniger Schwemmholz an und die Gefahr von Verklausungen (z.B. bei Brücken) wird deutlich vermindert.
Die Schutzwirkungen des Waldes lassen sich im multifunktionalen Wald mit den anderen Waldfunktionen kombinieren. Sind durch die Naturgefahren aber Menschen oder erhebliche Sachwerte betroffen – ist also ein grosses Schadenpotenzial gegeben –, haben die Schutzwälder eine Vorrangfunktion, die es zu erhalten und zu fördern gilt. Intakte Schutzwälder üben ihre Funktionen nachhaltig und günstig aus und sind volkswirtschaftlich bedeutend sinnvoller als künstliche Schutzbauten.
Der Wald ist noch heute ein naturnaher Lebensraum, in dem weniger Arten gefährdet sind als in anderen Ökosystemen. Im Wald lebt rund die Hälfte der einheimischen Tierarten. Das Waldgebiet weist eine grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen auf. In der Waldregion gibt es viele wertvolle Lebensräume wie Waldreservate, Altholzinseln, abgelegene Tobelwaldungen, Pionierstandorte, Waldwiesen, seltene und artenreiche Waldgesellschaften, Feuchtbiotope oder lichte Wälder .
In der Waldregion gibt es drei eingerichtete Waldreservate. Ein Waldreservat liegt in der Region Wil und Uzwil und heisst «Thurauen» und besteht seit 2004. Das zweite Waldreservat liegt östlich von St. Gallen im «Goldachtobel» und wird von der mäandrierenden Goldach dynamisch geprägt. Es liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Mörschwil und Untereggen im Staatswald und ist seit 2015 unter Vertrag. Das dritte Waldreservat wurde südlich der Stadt St. Gallen entlang dem Wattbach eingerichtet und trägt den Namen «Wattbachtobel». Es besteht seit 2019 und erstreckt sich mehrheitlich auf Parzellen der Ortsbürgergemeinde St. Gallen.
Die Waldregion hat eine hohe Bevölkerungsdichte. Mehr als die Hälfte aller St.Gallerinnen und St.Galler leben in der Waldregion. Entsprechend wichtig sind Wald und Landschaft für die individuellen wie für die organisierten Freizeit-, Sport- und Erholungsaktivitäten. Die Waldbesucher finden ein natürliches, reichhaltiges und interessantes Naherholungsgebiet vor.
Die Lenkung der Waldbesucher mit einem gezielten Infrastrukturangebot gewinnt laufend an Bedeutung, um ein konfliktfreies Nebeneinander verschiedener Waldbesucher zu ermöglichen, die Störung von Wildtieren gering zu halten und die biologische Vielfalt nicht zu beeinträchtigen. Dazu sind gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz nötig.