Die grossen Seen im Kanton St.Gallen sind eine sehr ergiebige, aber noch wenig genutzte Quelle für thermische Energie. Sie eignen sich hervorragend für das Heizen oder Kühlen von nahegelegener Infrastruktur.
Heizen und Kühlen mit Seewasser
In unseren Seen schlummert ein enormes Wärme- und Kühlpotenzial. Mit thermischer
Seewassernutzung können sich seenahe Gemeinden das Seewasser zunutze machen,
um Industrie, Privathaushalte und öffentliche Gebäude klimafreundlich, günstig und nachhaltig zu heizen und zu kühlen.
Das Seewasser kann mit einer Wärmepumpe zum Heizen, oder direkt zum Kühlen verwendet werden. Für die Nutzung bestehen verschiedene Möglichkeiten:
- Einzelanlage: Die Wärme oder Kälte wird über eine Entnahme- und Rückgabeleitung direkt dem See entnommen.
- Energieverbund: Die Wärme oder Kälte aus dem See wird an ein Anergienetz (Niedrigtemperaturnetz) übergeben. Dieses dient als Wärme- und Kältequelle für verschiedene Endnutzer oder weitere Nahwärmeverbunde.
Die thermische Nutzung darf die Wasserlebewesen und den Temperaturhaushalt der Seen nicht beeinträchtigen. Bei einer Abkühlung in der Grössenordnung von 0.5°C oder einer Erwärmung von 0.2°C sind aus heutiger Sicht keine negativen Folgen für die Ökosysteme zu erwarten. Daraus ergeben sich für die grossen Seen im Kanton St.Gallen ungefähr folgende Potenziale für die Wärme- oder Kältenutzung:
Spalte 1 | Spalte 2 | Spalte 3 | Spalte 4 |
---|---|---|---|
|
Potenzial |
Potenzial |
Ungefähre heutige Nutzung Heizen / Kühlen |
Bodensee (Schweizer Ufer) |
2800 GWh |
1400 GWh |
Wärme: 10 GWh |
Walensee |
585 GWh |
300 GWh |
Wärme: 0 GWh |
Zürich-Obersee |
325 GWh |
29 GWh |
Wärme: 5 GWh Kälte Bollinger Becken: 0 GWh Kälte Lachner Becken: in Abklärung* |
* Es besteht eine Anlage zur Kältenutzung, die aber nicht das Tiefenwasser nutzt. Das verbleibende Potenzial für Kühlung ist in Abklärung. |
Neben dem Schutz der aquatischen Ökosysteme müssen bei der Realisierung einer thermischen Seewassernutzung auch anderen Anliegen berücksichtigt werden. Beispielsweise ist der Einfluss auf Schifffahrt, Fischerei, Archäologie, Naturschutz und auf Trinkwassernutzungen zu prüfen. Die allgemeinen Anforderungen für die Ausführung können der "Planungshilfe Wärme- und Kältenutzung aus dem Bodensee" entnommen werden. Die lokalen Auswirkungen müssen für jede Anlage im Einzelfall beurteilt werden.
Das Bau- und Umweltdepartement verleiht Wasserrechte für die Nutzung von Seewasser. Für ein Konzessionsgesuch sind folgende Unterlagen notwendig:
- Baugesuchsformulare G1, K2, K2A, K2B
- Detaillierter Projektbeschrieb
- Je nach Bedarf fachliche Gutachten, z.B. Fischerei, Archäologie, Naturschutz, Beurteilung der Auswirkung auf andere Anlagen
- Projektpläne der Anlagen
- Prüfung des Einflusses auf den Temperaturhaushalt
Der Kanton St.Gallen bietet Fördermassnahmen für Wärmepumpen sowie im Bereich thermische Netze an. Zum Förderprogramm berät sie die Energieagentur St.Gallen gerne.
Unten auf dieser Seite finden Sie Kontakte, Informationen und Links zur thermischen Seewassernutzung. Gerne beraten wir Sie auch persönlich – rufen Sie uns an.
Der Kanton St.Gallen senkt ab sofort die Gebühren für die Wärmenutzung aus Seen, Fliessgewässern und dem Grundwasser. Dies gilt für neue Konzessionen und für die Erneuerung von bestehenden Konzessionen. Die Nutzung von Wärme aus Gewässern ist klimafreundlich, energieeffizient, wirtschaftlich und bewährt sich seit langem. Sie wird mit der neuen Gebührenpraxis noch attraktiver.
Bodensee
- Bodensee-Richtlinien neues Fenster
- Berechnungstool thermische Nutzungen des Bodensees neues Fenster
- Bericht KlimBo – Klimawandel am Bodensee
- Planungshilfe Wärme- und Kältenutzung aus dem Bodensee
- Prof. Alfred Wüest, eawag: Energiegewinnung aus dem Bodensee (Präsentation)
- Informationsflyer Energiegewinnung aus dem Bodensee
Obersee Zürich & Walensee
- Potenzial des Zürcher Obersees für Wärme- und Kältenutzung
- Potenzial des Walensees für Wärme- und Kältenutzung
- Martin Schmid, eawag: Wärmenutzung von Oberflächengewässern (Präsentation)
- Daniel Wernli, AEW: Vorstellung Projekt Uetikon am See (Präsentation)
- Informationsflyer Thermische Nutzungen von Oberflächengewässern, Zürich Obersee - Linth - Walensee
Noch offene Fragen?
Amt für Wasser und Energie
Lämmlisbrunnenstrasse 54
9001 St.Gallen