St.Gallen im interkantonalen Vergleich mit mittelgrossem Braindrain
Bei der Betrachtung der Wanderungsbewegungen von Personen mit Hochschulabschluss ist zu erkennen, dass von den ursprünglich rund 1590 Personen, die im Jahr 2012 einen Abschluss an einer Schweizer Hochschule gemacht haben und die ihre Hochschulzugangsberechtigung zuvor im Kanton St.Gallen erworben hatten, 5 Jahre nach Studienabschluss (2017) noch rund 755, also weniger als die Hälfte, im Kanton wohnen. Die grössten Abwanderungsbewegungen (Braindrain) gab es nach Zürich, ungefähr 440 Hochqualifizierte zog es dort hin. Demgegenüber stehen etwa 65 Personen, die von Zürich nach St.Gallen zogen (Braingain). Positiv fällt der Wanderungssaldo aus der Ostschweiz und dem Ausland aus, dies vermag aber den negativen Wanderungssaldo aus der restlichen Schweiz und insbesondere Zürich nicht zu kompensieren. Im Jahr 2017 lebten im Kanton SG rund 1060 Personen, die 2012 einen Studienabschluss in der Schweiz gemacht hatten. Gegenüber den 1590 Absolvent/innen, welche im Kanton St.Gallen ihre Hochschulzugangsberechtigung erhalten haben, entspricht dies einer (Netto-)Veränderung von -420 Personen.
Die Nettowanderungsrate entspricht dem Anteil dieser Veränderung an den 1590 St.Galler Absolvent/innen und ergibt -26 Prozent. Betrachtet man die letzten vier Abschlussjahrgänge zu denen Daten vorliegen, 2006, 2008, 2010 und 2012, so beträgt die Nettowanderungsrate für den Kanton St.Gallen rund -27 Prozent. Dies bedeutet, dass 5 Jahre nach Studienabschluss und unter Berücksichtigung der Zuwanderung und Abwanderung von Absolventinnen und Absolventen, die Zahl der im Kanton St.Gallen lebenden Hochschulabsolventen 73 Prozent der Zahl der Personen entspricht, die im Kanton St.Gallen ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben hat. Mit anderen Worten verringerte sich die Personengruppe der Hochqualifizierten um 27 Prozent. Mit diesem Wert liegt St.Gallen im Mittelfeld der Schweizer Kantone. Im Kanton Appenzell A.Rh. leben 5 Jahre nach Studienabschluss weniger als halb so viele Personen, wie ursprünglich dort ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben hatten. Somit ist der relative Verlust an höchstqualifizierten Personen dort deutlich höher als im Kanton St.Gallen. Die Kantone mit hohen positiven Nettowanderungsraten, die somit also einen Braingain im Sinne eines Zuwachses erfahren, allen voran Basel-Stadt und Zürich, verfügen über eine Wirtschaftsstruktur, welche einen überdurchschnittlichen Anteil von Arbeitsplätzen für Hochqualifizierte aufweist.
Eine positive Nettowanderung von Hochschulabsolventinnen und -absolventen bedeutet einen Zugewinn an hochqualifizierten Arbeitskräften (Braingain). Umgekehrt bedeutet eine negative Nettowanderung einen Verlust an hochqualifizierten Arbeitskräften (Braindrain). Bei Hochschulabsolventinnen und -absolventen handelt es sich um überdurchschnittlich gute Steuerzahler, da diese Personen im Durchschnitt besser verdienen als Personen mit anderen Bildungsverläufen. Ausserdem sind sie ein Motor für die Steigerung der Produktivität und somit für die volkswirtschaftliche Entwicklung. Das Vorhandensein von Arbeitsplätzen auf ihrem Qualifikationsniveau beeinflusst das Wanderungsverhalten von Hochschulabsolvent(inn)en.
Zur Quantifizierung des Braindrain/-gain werden im vorliegenden Indikatorenprodukt die Wanderungsbewegungen von Hochschulabsolventen fünf Jahre nach ihrem Abschluss betrachtet. Eine Wanderung liegt dann vor, wenn das Wohngebiet fünf Jahre nach dem Studienabschluss nicht dem Herkunftswohngebiet entspricht. Als Herkunftswohngebiet gilt dabei das Gebiet, in dem die Hochschulzugangsberechtigung erworben wurde. Leben in einem Gebiet fünf Jahre nach Hochschulabschluss weniger Personen eines Abschlussjahrgangs als dort ursprünglich ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben hatten, so ist diese negative Nettowanderung (Nettoabwanderung) ein Mass für den Braindrain. Umgekehrt ist eine positive Nettowanderung (Nettozuwanderung) ein Mass für einen Braingain.
Die Nettowanderungsrate entspricht dem Verhältnis der Nettowanderung zur Anzahl Personen, die im betrachteten Gebiet ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben haben. Ist die Nettowanderungsrate positiv, so widerspiegelt sie einen Braingain, ist sie negativ, einen Braindrain.
Die definierten Kennzahlen werden auf Basis der Erhebung bei den Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen (EHA) des Bundesamtes für Statistik berechnet. Dabei handelt es sich um eine Vollerhebung im Panel-Design von Absolvent/innen mit Bachelor-, Diplom-, Lizenziats-, Master- und Doktoratsabschlüssen. Studierende, die einen Master nach absolviertem Bachelor-Studium anschliessen, sind nicht teil der Auswertung. In einer Erstbefragung werden rund ein Jahr nach Ausbildungsabschluss alle Absolvent/innen aus eidgenössisch anerkannten Fachhochschulen (inkl. Pädagogische Hochschulen) und universitären Hochschulen eines Abschlussjahrgangs angeschrieben. An der Zweitbefragung, fünf Jahre nach Ausbildungsabschluss, werden nur noch diejenigen Hochschulabsolvent/innen kontaktiert, welche bereits an der entsprechenden Erstbefragung teilgenommen haben. Erst- und Zweitbefragungen finden alle 2 Jahre statt. Die Rücklaufquoten bei der Erstbefragung liegen bei ca. 60 Prozent, bei der Zweitbefragung bei ca. 65 Prozent. Die fehlenden Antworten werden mit statistischen Methoden geschätzt. Um die Genauigkeit der Schätzungen zu erhöhen, werden Befragungen verschiedener Abschlussjahrgänge zusammengefasst. Damit erhöhen sich die Fallzahlen, was insbesondere bei kleinen Kantonen eine markant höhere Datenqualität ergibt. Zu den Schätzungen werden Vertrauensintervalle ausgewiesen. Aus methodischen Gründen war es nicht möglich, bei den Nettowanderungsraten auf Kantonsebene diese Vertrauensintervalle zu berechnen. Angesichts der Grösse der Stichprobe ist jedoch davon auszugehen, dass die Vertrauensintervalle sehr klein sind. Dennoch sollten kleine Unterschiede zwischen (insbesondere kleinen) Kantonen nicht überinterpretiert werden.
Geplante nächste Aktualisierung bis spätestens: Unbekannt, Infografik wird überarbeitet.
Für Zahlen zu den Themen Braindrain und Braingain verweisen auf die 2-jährlich aktualisierte BFS-Publikation "Nettobilanz der Ab- und Zuwanderung nach Kanton und Ausmass und Richtung der zwischenkantonalen Wanderungsbewegungen".
Die Infografik sowie die Zahlen, die ihr zugrunde liegen,...
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Fachstelle für Statistik Kanton St.Gallen
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