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Publiziert am 15.12.2020 14:36 im Bereich Kantonspolizei
Symbolbild

Wer im Winter sicher auf den Strassen unterwegs sein will, sollte sich und sein Fahrzeug dementsprechend vorbereiten. Das Auto muss für den Winter gerüstet werden und die Fahrweise ist den Umständen anzupassen. Doch was heisst das genau? Die Kantonspolizei St.Gallen erklärt, worauf in der kalten Jahreszeit geachtet werden muss und wie auch Fussgänger und Velofahrer besser auf sich aufmerksam machen können.

Reifenwechsel

In der Schweiz besteht zwar keine Winterreifen-Pflicht, bei einem Unfall wird von der Polizei jedoch die Bereifung kontrolliert und notiert. Bei mangelhafter Reifenausrüstung kann die Versicherung die Leistungen kürzen. Selbst wenn noch kein Schnee liegt, rät die Kantonspolizei St.Gallen deshalb in der kalten Jahreszeit zu Winterreifen, denn diese bieten bei tiefen Temperaturen und Glätte mehr Haftung auf der Strasse. Ab einer Temperatur von unter sieben Grad Celcius haften diese bereits besser. Als Faustregel gilt «O bis O», also von Oktober bis Ostern. Während dieser Zeit sollten die Winterreifen am Fahrzeug montiert sein. Dabei handelt es sich um eine Empfehlung, denn bei der Entscheidung für den Reifenwechsel sollte man sich zusätzlich am aktuellen Wetter und den Temperaturen orientieren.

Ob man die Räder durch eine Werkstatt wechseln lässt oder diese selbst wechselt: Nach 50 bis 100 Kilometer kontrollieren, ob die Schrauben fest sitzen. Sicher ist sicher.

Mit Sommerreifen im Winter zu fahren kann sehr gefährlich sein. Aufgrund der kalten Temperaturen können die Reifen steif und brüchig werden und dadurch den Grip verlieren. Sparen sollte man nicht am falschen Ort, weshalb es keine gute Lösung ist, nur zwei Winterreifen zu montieren. Allerdings können Autofahrer/-innen ihr Portemonnaie schonen und auf preiswerte Pneus zurückgreifen, denn die teuersten Reifen sind nicht automatisch die besten. Der TCS widerlegte diese Annahme in mehreren Tests. Besser man entscheidet sich für einen Pneu aufgrund der individuellen Anforderungen und holt vorab mehrere Offerten ein. Von Ganzjahresreifen wird abgeraten, denn diese bieten weder im Sommer noch im Winter die gleiche Sicherheit wie eine saisonale Bereifung.

 

Profiltiefe

Allgemein gilt, dass Reifen eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern aufweisen müssen. Experten empfehlen aber, Winterreifen schon deutlich früher (bei vier Millimetern) zu wechseln. Grundsätzlich gilt: Je tiefer das Reifenprofil, desto besser der Grip. Die Profiltiefe soll daher regelmässig gemessen werden. Das können Sie selbst tun: Dazu benötigen Sie lediglich einen Zweifränkler, den Sie in eine Rille des Reifens stecken. Ist der Sockel der Helvetia nicht mehr sichtbar, beträgt die Profiltiefe ungefähr vier Millimeter und ist daher noch genügend. Diesen Test sollten Sie an mehreren Stellen wiederholen, da die Profilrillen nicht überall gleich abgefahren sind.

Weiter spielt auch das Alter eines Reifens eine erhebliche Rolle: Ein zehnjähriger Reifen, welcher vier Millimeter Profiltiefe besitzt, weist trotzdem nicht mehr dieselben Haftungseigenschaften auf wie ein neues Exemplar. Reifenhersteller empfehlen daher, einen Reifen nach drei bis vier Jahren unabhängig von der Profiltiefe zu ersetzen. Das Produktionsdatum kann jeweils ab der Seitenwand eines Reifens mithilfe der DOT-Nummer abgelesen werden. Die letzten vier Ziffern geben Auskunft. Beispiel: Die Ziffern "4220" bedeuten, dass der Reifen in der 42. Woche des Jahres 2020 hergestellt wurde.

Winterpneus mit zu geringer Profiltiefe oder alte, spröde Reifen können verheerende Folgen haben: Bremswege werden länger und die Bodenhaftung wird minimiert.

Der Reifendruck muss ebenfalls beachtet werden. Ist er zu niedrig, wirkt sich dies negativ auf Brems- und Ausweichmanöver sowie auf den Treibstoffverbrauch aus.

Aber Achtung: Nicht alle grobstolligen Pneus fallen in die Kategorie Winterreifen. Seit 2018 müssen neue Winterreifen sowie Ganzjahresreifen mit dem "Alpine"-Symbol versehen sein, ein Berkgpiktogramm mit Schneeflocken. Ab 1. Oktober 2024 sind ältere Winter- und Ganzjahresreifen ohne Alpine-Symbol nun nicht mehr für Eis und Schnee zugelassen – die M+S (Mud&Snow) Kennzeichnung reicht nicht.

Vorbereitung

Mit den richtigen Reifen und einer genügenden Profiltiefe legen Sie den Grundstein für eine sichere Fahrt. Aber Sie sollten beachten, dass es vor der Fahrt noch weitere Dinge zu berücksichtigen gilt. So müssen Fahrzeuge beispielsweise stets von Schnee befreit werden. Dazu gehört nebst den Lichteinheiten und der Motorhaube auch das Fahrzeugdach, denn bei Bremsmanövern oder schneller Fahrt kann loser Schnee oder Eis vom Dach rutschen und die Sicht blockieren. Speziell Bei LKWs oder deren Anhängern können sich auf den Dächern Eisplatten bilden. Sollten sich diese während der Fahrt lösen, kann es für die übrigen Verkehrsteilnehmenden zu gefährlichen Situationen kommen. Unerlässlich ist natürlich das Enteisen der Scheiben: Vor der Fahrt müssen zumindest die vereiste Front- und die vorderen Seitenscheiben freigekratzt werden. Auf das Enteisen der hinteren Seiten- sowies der Heckscheibe kann verzichtet werden, wenn zwei Aussenspiegel vorhanden sind, die nicht beschlagen oder vereist sind und damit die Sicht nach hinten ermöglichen. Mehr dazu finden Sie im Ratgeber Gucklochfahren.

 

Fahrweise

Mit der korrekten Fahrweise tragen Sie zusätzlich erheblich zur Verkehrssicherheit bei. Dazu gehört, dass die Geschwindigkeit den Verhältnissen angepasst wird, denn die Höchstgeschwindigkeiten gelten nicht uneingeschränkt. Das bedeutet konkret, dass Verkehrsteilnehmende nur so schnell fahren dürfen, dass sie innerhalb der überblickbaren Strecke anhalten können. Ausserdem muss mehr Abstand bewahrt und der längere Bremsweg bedacht werden.

 

Sichtbarkeit

Fussgängerinnen und Fussgänger sowie Velofahrerinnen und Velofahrer sind in der dunklen Jahreszeit besonders gefährdet. Durch auffällige Kleidung oder Reflektoren können sie das Risiko vermindern, übersehen zu werden. Besonders Kinder sollten in auffälligen und grellen Farben gekleidet werden. Unabhängig von der Jahreszeit müssen Velos mit Vorder- und Rücklicht ausgestattet sein, sobald es dunkel ist.

Autofahrerinnen und Autofahrer sowie Verkehrsteilnehmende mit anderen motorisierten Fahrzeugen können zur Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmenden beitragen, indem sie Sichtbeeinträchtigungen vermeiden und besonders in den Bereichen von Fussgängerstreifen bremsbereit sind. Ausserdem müssen die Abblendlichter in der Dunkelheit und bei schlechten Sichtverhältnissen eingeschaltet werden. Kurz gesagt: Mit einer korrekten Beleuchtung kann die Sichtbarkeit für alle Verkehrsteilnehmenden gerade bei schlechten Sichtverhältnissen massiv verbessert werden. Mehr Informationen zum Thema Sichtbarkeit finden Sie in den Ratgebern Sichtbarkeit bringt Sicherheit und Licht an Motorfahrzeugen.

Ausserdem wichtig zu wissen

  • Schuhsohlen sollten sauber und trocken sein. So kann vermieden werden, dass Sie von den Pedalen rutschen.
  • Winterjacken sollten im Auto ausgezogen werden, denn dicke Kleidung unter dem Gurt schränkt dessen Funktion ein.
  • Untertouriges Fahren verbessert die Strassenhaftung bei Schnee und Glätte. Schalten Sie also früher als gewohnt in den nächsthöheren Gang.

Die Kantonspolizei St.Gallen wünscht Ihnen eine gute Fahrt durch den Winter. Im nächsten Kapo-Ratgeber beraten wir Sie gerne zu einem anderen Thema.