Nach dem Corona-bedingten Einbruch im Jahr 2020 erholte sich die Nachfrage in der St.Galler Hotellerie 2022 das zweite Jahr in Folge markant. Die Ankunftszahlen stiegen im Vorjahresvergleich von 415'000 auf 530'000 und die Logiernächte von 880'000 auf 980'000, was einem Anstieg von 27 bzw. 21 Prozent entspricht. Damit wird das Vorpandemie-Niveau erstmals wieder überschritten und nur knapp der Höchststand an Logiernächten während der letzten zwei Jahrzehnte aus dem Jahr 2010 verfehlt. Zu diesen Ergebnissen kommt die Fachstelle für Statistik des Kantons St.Gallen im «Jahresbericht 2022 zum Aufenthaltstourismus», der heute erscheint.
Der Nachfrageanstieg verlief in den vier St.Galler Tourismusdestinationen nicht im Gleichschritt. Die beiden städtisch geprägten Destinationen St.Gallen-Bodensee und Zürichsee verzeichneten einen Anstieg der Logiernächtezahlen gegenüber dem Vorjahr um 28 bzw. 33 Prozent. In den klassischen Feriendestinationen Heidiland und Toggenburg fiel der Anstieg der Logiernächtezahlen mit 11 bzw. 9 Prozent moderater aus. Allerdings erfolgte die Nachfrageerholung in den beiden städtischen Destinationen von einem tieferen Niveau aus als in den zwei Feriendestinationen, weil erstere der Corona-bedingte Einbruch deutlich stärker getroffen hatte.
Die ausländischen Gäste kehren zurück
Eine vertiefende Analyse der Nachfrageentwicklung im Jahresverlauf zeigt, dass alle vier Destinationen zunächst mit einem nachfrageschwachen Januar in das Jahr 2022 starteten. Ab Februar 2022 erholten sich die Logiernächtezahlen in allen vier Destinationen spürbar. Beginnend mit dem zweiten Quartal 2022 konnten die Destinationen Heidiland und Toggenburg dann wieder an die langfristigen Durchschnittsniveaus anknüpfen. Die Destination St.Gallen-Bodensee verzeichnete ab März jeden Monat bis zum Jahresende sogar Logiernächtezahlen über den früheren Maximalwerten. Am Zürichsee fiel die Nachfrageerholung etwas zaghafter aus, die durchschnittlichen Logiernächtezahlen früherer Jahre wurden erst ab dem 4. Quartal 2022 wieder annähernd erreicht.
Wichtigste Stütze der Nachfrageerholung waren im Jahr 2022 in allen vier Destinationen die Gäste aus dem Ausland, nachdem diese Rolle im Vorjahr noch den Gästen aus der Schweiz zukam. In den Destinationen Heidiland, St.Gallen-Bodensee und Zürichsee buchten die ausländischen Gäste in jedem Monat des Jahres mehr Logiernächte als noch 2021, St.Gallen-Bodensee überflügelte im Sommer sogar den langjährigen Durchschnitt. Im Toggenburg näherten sich die Logiernächtezahlen der ausländischen Gäste hingegen ab dem Sommer wieder den Vorjahreswerten an. Am Zürichsee erreichten die Logiernächtezahlen ausländischer Gäste trotz Erholung noch nicht das Niveau aus Vor-Corona-Zeiten.
Die Aufenthaltsdauer sinkt, die Auslastung steigt
Nachdem die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Jahr 2020 entgegen dem langjährigen Trend markant angestiegen war, kam es seither zu einer Normalisierung, die sich 2022 fortsetzte. Mit Ausnahme der Destination Zürichsee, wo die Aufenthaltsdauer auf Vorjahresniveau verharrte, gab es in den Destinationen das zweite Jahr in Folge einen Rückgang in Richtung früherer Werte.
Die Bettenauslastung stieg hingegen 2022 in allen St.Galler Destinationen weiter an. In den klassischen Feriendestinationen Heidiland und Toggenburg lag die Auslastung mittlerweile sogar etwas höher als noch 2019. Die Betten in den städtisch geprägten Destinationen St.Gallen-Bodensee und Zürichsee waren allerdings noch nicht so stark ausgelastet wie in den letzten Jahren vor Corona.
Der «Jahresbericht 2022 zum Aufenthaltstourismus» erscheint als Ausgabe Nr. 109 in der Reihe «Statistik Aktuell» der Fachstelle für Statistik des Kantons St.Gallen. Der Bericht sowie die in den Grafik verwendeten Zahlen können auf der folgenden Seite heruntergeladen werden: www.sg.ch/ueber-den-kanton-st-gallen/statistik/statistikberichte.html
Der Bericht untersteht dem Statistikgesetz des Kantons St.Gallen (sGS 146.1) und dessen Qualitätskriterien.
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