Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in Heimen kommen immer wieder vor, denn dort leben Menschen auf engem Raum zusammen, essen gemeinsam und werden von den selben Betreuern bedient und gepflegt. In einem St. Galler Altersheim trieb Ende Juli das Norovirus sein Unwesen, wobei knapp 50 Personen, die meisten davon Bewohner, an Erbrechen und Durchfall erkrankten. Doch das Virus war bereits in andern Kantonen unterwegs gewesen.
Noroviren Infektionen gehören zu den häufigsten sogenannten "Magen-Darm-Grippen" und zeichnen sich durch die Symptome Erbrechen, meist schwallartig, und starken Durchfall aus. Die Viren werden von den Erkrankten leicht über Stuhl oder Erbrochenes auf weitere Personen übertragen. Es reichen bereits 10-100 Viruspartikel aus, um eine Erkrankung auszulösen. Aber auch Lebensmittel oder sogar Trinkwasser können mit Noroviren kontaminiert sein, was in Kollektivverpflegungsstätten rasch zur massiven Verbreitung der Krankheit führt.
Im Juli wurde das AVSV über die Häufung der oben genannten Symptome in einem Altersheim informiert. Diese tauchten ungefähr zeitgleich mit zwei aufeinander folgenden Glace Plausch-Anlässen für die Bewohner auf. Es wurde vermutet, ein Glace Produkt könnte mit Krankheitserregern kontaminiert gewesen sein. Das AVSV reagierte rasch und sandte ein Team zur Abklärung des Falles ins Heim. Es wurden systematische Befragungen durchgeführt, Proben von noch vorhandenen Lebensmitteln zur mikrobiologischen Untersuchung mitgenommen und die Küche inspiziert, die aber einen tadellosen Eindruck hinterliess. Nach Analyse der anfänglich verwirrenden Daten, die dank der kooperativen Zusammenarbeit mit dem Heim zusammengestellt werden konnten, und der Untersuchung der Lebensmittelproben im Labor war klar, dass die Glaces frei von Salmonellen, Noroviren und anderen Krankheitserregern gewesen waren. Der Verdacht auf Noroviren wurde jedoch schliesslich durch die Analyse einer Stuhlprobe eines Patienten bestätigt. Aber woher waren diese ins Heim eingeschleppt worden?
Wenige Tage zuvor waren im dafür spezialisierten Biologielabor des AVSV Proben von gefrorenen Beerenmischungen auf Noroviren untersucht worden; im Auftrag eines anderen kantonalen Labors. Dieses hatte einen Noroviren Ausbruch in einem Hotel abzuklären. Dabei wurden in einer von vier Proben Beerenmischungen aus der gleichen Produktecharge die Noroviren genetisch nachgewiesen. Der Beerenlieferant aus dem Kanton Zürich musste sofort sämtliche Produkte der betreffenden Charge sperren und seine Abnehmer aus dem Gastronomiebereich auffordern, diese zu entsorgen. Und einer der Kunden war das St. Galler Altersheim, in dessen Küche täglich frisches Birchermüesli mit ein paar gefrorenen Beeren hergestellt worden war. Als das AVSV nach der Chargennummer der betreffenden Beeren fragte war dann alles klar: der Kreis hatte sich geschlossen. Inzwischen sind glücklicherweise alle, Bewohner sowie Personal, wieder gesund.