Ist Sex käuflich? So wie ein paar Schuhe oder ein Sandwich? Das ich erwerbe und dann besitze, damit machen kann, was ich will. Kaufe ich mir beim Coiffure eine neue Frisur und bei meiner Ärztin einen Befund? Wohl kaum. Also kann auch Sex nicht käuflich sein... Sexuelle Dienstleistungen allerdings schon.
Weshalb diese Haarspalterei, werden Sie sich nun fragen. Weil dieser kleine Unterschied zwischen Produkterwerb und beanspruchter Dienstleistung eine grosse Implikation hat bezüglich der Verbindung zwischen den zwei Personen, welche an diesem Handel beteiligt sind. Eine Sexarbeiterin verkauft weder Sex noch ihren Körper - dieser wäre schliesslich weg! -, sondern eine sexuelle Dienstleistung. Oft gekoppelt mit zwischenmenschlicher Begegnung, was beim Lesen offensichtlich erscheint, aber in der Assoziation mit Sexarbeit gerne vergessen wird.
Der Begriff Sexarbeit weist darauf hin, dass es sich nicht um eine Person, sondern eine Tätigkeit handelt. Sexarbeit wurde aus dem Englischen von »sexwork« übersetzt. Work umfasst allerdings nicht nur Arbeit im Sinne von Arbeitstätigkeit, sondern bezeichnet auch eine Beschäftigung, einen Ort, ein Werk etc., ist breiter ausgelegt. Das geht in der deutschen Übersetzung leider verloren. Trotzdem: was bleibt, ist der Verweis auf eine Tätigkeit und nicht auf eine Person.
Die Tätigkeit der Sexarbeit ist in der Schweiz legal. Die Prinzipien der Wahrung der Menschenwürde und die Gleichberechtigung für Alle fordern, dass Sexarbeitende nicht stigmatisiert werden dürfen, dass sie faire und selbstbestimmte Arbeitsbedingungen haben und dass ihre Dienstleistung nicht verboten werden kann. Und genauso stehen dieselben Prinzipien dafür, dass Gewalt und Menschenhandel eine Menschenrechtsverletzung und ein schweres Verbrechen darstellen, welche geahndet werden müssen. Was deutlich erschwert wäre, wenn Sexarbeit in der Illegalität stattfinden würde. Ein Sexkaufverbot kriminalisiert indirekt auch die Sexarbeitenden. Sie entbehrten den Rechtsschutz des Staates, wären Stigmatisierung und Gewalt ausgesetzt und hätten einen erschwerten Zugang zu Beratungsstellen und Gesundheitsangeboten.
Maria Magdalena setzt sich für die Rechte von Personen im Sexgewerbe ein, unterstützt ihre Anliegen, fördert ihre Gesundheit und fordert die Anerkennung ihrer Tätigkeit. Mit dem nationalen Appell «Sexarbeit ist Arbeit» sammeln wir zusammen mit unserem Dachverband ProCoRe und weiteren Beratungsstellen Unterschriften für dieses Anliegen. Unterzeichnen auch Sie den Appell für die Rechte von Sexarbeitenden https://sexarbeit-ist-arbeit.ch, wenn Sie sich für den Rechtsschutz und die Gleichberechtigung in diesem Bereich einsetzen mögen.
Für Ihr Interesse bedanken wir uns und grüssen freundlichst
Das Team von Maria Magdalena und Priapos