Die Bibliotheksgeschichte ist eng mit der Geschichte der Menschheit verbunden. Bereits im alten Ägypten, aber auch im antiken Griechenland und später bei den Römern gab es Bibliotheken, wo wertvolle Bücher-sammlungen und Papiere aufbewahrt wurden.
Im Zuge der Völkerwanderung im Frühmittelalter wurden zahlreiche der alten Bibliotheken zerstört, über Jahrtausende angehäuftes Wissen und Kulturgut ging dabei teilweise für immer verloren. Im Mittelalter waren es dann vor allem Klöster, welche die noch erhaltenen Dokumente mit kunstvollen Abschriften vor dem Vergessen retteten. Mit den in den Schreibwerkstätten handgeschriebenen Büchern und späteren gedruckten Werken entstanden mit der Zeit Klosterbibliotheken mit ausserordentlich wertvollen Kulturschätzen. Weltberühmtes Beispiel ist die Stiftsbibliothek im Kloster St.Gallen, die 1983 zusammen mit dem Stiftsbezirk ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Zugänglich waren die Bibliotheken jahrhundertelang aber nur einem ausgewählten Personenkreis. Mit der Einführung der Schulpflicht im 19. Jahrhundert und dem Erwerb der Lesefähigkeit entstanden die ersten Büchersammlungen in unseren Schulen der Volksschulstufe und der Sekundarstufe II, später zunehmend auch öffentlich zugängliche Bibliotheken.
Gerade in den letzten Jahrzehnten hat ein gravierender Wandel im Bibliothekswesen stattgefunden. Verstaubt und dunkel – das war einmal. Im «EXTRA» in der Mitte dieses Schulblattes wird auf eindrückliche Weise beschrieben, wie Bibliotheken heutzutage für alle Menschen Begegnungsstätten sind, die auch Raum für unterschiedlichste Veranstaltungen bieten. An konkreten Beispielen zweier Schulen wird exemplarisch aufgezeigt, welche vielfältigen Funktionen Schulbibliotheken für unsere Schülerinnen und Schüler im Unterrichtsgeschehen einnehmen können und, wie der Titel des «EXTRA» sagt, den Unterrichtsalltag bereichern. Lehrpersonen nutzen die Bibliothek als Lernraum, der damit im Prinzip zum zusätzlichen didaktischen Element ihres Unterrichts wird. Sprach- und Leseförderung bilden neben dem Erwerb von Medien- und Informationskompetenz Zielsetzungen, die bei Bibliotheksbesuchen methodisch vielfältig umgesetzt werden. Aus dem früheren wöchentlichen «Büchersuchen» ist heute moderner Bibliotheksunterricht geworden. Es ist deshalb nicht verwunderlich, zeigen sich Bibliotheken hell, grosszügig sowie inspirierend für das Lernen, Fragen und Entdecken. Sie laden zum Verweilen ein. Und dies trotz – oder vielleicht gerade wegen – Wikipedia und Google. Auch an den Mittelschulen sind Bibliotheken (bzw. Mediotheken) für die Schülerinnen und Schüler wichtiger und unerlässlicher Bestandteil des Lernens und Schullebens. Zwischenstunden werden in der ruhigen Bibliothek zum Lernen genutzt, selbständiges Recherchieren und Bewerten von Quellen gelernt und ganze Maturaarbeiten geschrieben.
Die Bibliothek von heute ist auch in der digitalen Gesellschaft ein wichtiger gesellschaftlicher Ort, unabhängig von Alter, sozialer Herkunft oder kulturellem Hintergrund. Wo sonst finden sich derart vielfältige sowie direkt und für alle nutzbare Sammlungen verschiedenster Medien? Wo sonst wird so viel Raum geboten für Begegnung, Austausch, Integration, Inspiration, Lernen, Erleben, Entspannung und nicht zuletzt: Lesen? Das «EXTRA» beschreibt, wie Bibliotheken Staub und Mief abgelegt haben. Sie werden in den Schulunterricht integriert und sind mittlerweile Teil einer aufgeschlossenen und modernen Gesellschaft geworden. Und falls Sie wie ich bis jetzt auch nicht gewusst haben, was Tonies oder Tiptoi-Bücher in Bibliotheken zu suchen haben – im «EXTRA» dieses Schulblattes finden Sie die Erklärungen dazu.
Alexander Kummer, Leiter
Amt für Volksschule