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Publiziert am 15.04.2021 06:00 im Bereich Bildungsdepartement

Seit drei Jahren können die Lehrpersonen des zweiten und dritten Zyklus die Lernfördersysteme Lernlupe und Lernpass plus in der Schulpraxis einsetzen. Der Bildungsrat empfiehlt deren Einsatz und lässt die Lehrpersonen mit den Online-Plattformen Erfahrungen sammeln, im Bewusstsein, dass die individuelle Förderung in der Schulpraxis eine tägliche Herausforderung für alle im Lehr- und Lernprozess Beteiligten ist.

Wir alle kennen die Situation aus unserer damaligen Schulzeit. Da gab es Schülerinnen und Schüler, die sich nicht anstrengen mussten und trotzdem die besten Noten hatten. Andere übten und übten und wurden dafür schlecht belohnt. Heute ist die Schule viel stärker auf die individuelle Förderung ausgerichtet. Mit dem zyklusorientierten Lehrplan Volksschule wird man den individuellen Lernprozessen der Kinder gerechter. Dass die Umsetzung in der Schulpraxis herausfordernd ist, wird einem spätestens dann bewusst, wenn man auf Schulbesuch ist und sich die verschiedenen Persönlichkeiten der Schülerinnen und Schüler zeigen. Lehrpersonen sind gefordert und schätzen es, wenn sie dabei Unterstützung bekommen.

Der Kanton St. Gallen hat früh erkannt, dass die digitale die analoge Welt im Bildungssystem unterstützen kann und wurde zum Pionier, als es um standardisierte Testsysteme ging (Klassencockpit, Stellwerk). Genauso konsequent vollzog der Bildungsrat den nächsten Schritt, als er sich 2013 für die Lernfördersysteme entschied. Der Schritt vom Testsystem zum Lernfördersystem ist markant und wird manchmal noch unterschätzt.

Pionier ist auch der Mittelstufenlehrer Björn Wiget mit seiner Klasse in Hinterforst. Seine Schülerinnen und Schüler sind in der 6. Klasse und gehören wohl zu den ersten Primarschülerinnen und Primarschülern im Kanton St. Gallen, die ihre individuelle Lernentwicklung über vier Jahre hinweg verfolgen können. Die Begeisterung des Mädchens über eine Aufgabe zu den Schmetterlingen zeigt auf, wie mit inhaltlich spannenden Aufgaben das Üben auch neugierig machen kann. Sehr pragmatisch äussert sich hingegen der 3. Sek-Schüler aus Gossau. Er übe dann freiwillig mit Lernpass plus, wenn Stellwerk anstehe. Das Stellwerk ist als Test wohlbekannt. Es wird fortgeführt und bleibt wichtig, neu eingebettet in das Lernfördersystem (Standortbestimmung für den sozialen Vergleich).

Die Lernfördersysteme allein machen einen Unterricht nicht per se zu einem guten Unterricht. Sie unterstützen die Lehrpersonen aber auf dem Weg zu gutem Unterricht. Wichtig ist, dass die Lehrpersonen die Lernfördersysteme in ihren Unterricht integrieren und Schülerinnen und Schülern die entsprechenden Tools zuweisen, diese somit förderorientiert eingesetzt werden. Lassen sie sich gründlich auf die Systeme ein, so gewinnen sie im Übrigen Erfahrung mit dem kompetenzorientierten Unterricht, denn Lernlupe und Lernpass plus sind auf den neuen Lehrplan abgestimmt.

Lernlupe und Lernpass plus können aber noch weit mehr, als schulische Kernkompetenzen zu vertiefen. Sie fördern auch die überfachlichen Kompetenzen. Mit ihnen kann selbstorganisiertes Lernen geübt werden. Künftigen Mittelschülerinnen und -schülern wird dies abverlangt werden; im Lernfördersystem Lernnavi des Gymnasiums, das ab Sommer zur Anwendung gelangt, wird von Grund auf in eigener Verantwortung geübt.

In den nächsten Jahren werden sich Lernlupe und Lernpass plus wie auch Lernnavi im Schulalltag etablieren. Die Aktivitäten der IT-Bildungsoffensive und die Erkenntnisse daraus werden den unbefangenen Zugang zu ihnen erleichtern. Damit die Lernfördersysteme den Ansprüchen der Beteiligten weiterhin gerecht werden, wird die Pädagogische Hochschule St. Gallen noch stärker als bisher in die Weiterentwicklung der Lernfördersysteme involviert. Das Ziel des Kantons St. Gallen bleibt dasselbe: Individuelle Förderung mit den geeigneten Hilfsmitteln aus der digitalen Welt.

 

Regierungsrat Stefan Kölliker

Vorsteher Bildungsdepartement