Ich freue mich sehr, dass ich mit der aktuellen Ausgabe des Schulblattes meine Tätigkeit als Bildungsdirektorin des Kantons St.Gallen aufnehmen kann. Ein besonderes Anliegen ist es mir, eine Kultur der offenen Tür zu pflegen. Denn nur in der Zusammenarbeit können wir gemeinsam unser Bildungssystem stärken.
Liebe Leserinnen und Leser
Nichts ist für mich stärker mit einem Gefühl des Neuanfangs verbunden als die Erinnerung an meine ersten Schultage. Ich kann zwar wahrlich nicht behaupten, dass ich noch genau weiss, wie diese ersten Schultage genau verliefen: im Primarschulhaus Dorf in Wittenbach, dann im Oberstufenzentrum Grünau und später an der Kantonsschule am Burggraben in St.Gallen.
Ich kann mich aber noch sehr gut an das Gefühl erinnern, mit dem diese ersten Schultage begonnen haben, meist schon am Vorabend nach den langen Sommerferien: mit einem Gefühl gespannter Neugierde. Erwartungsfroh und vielleicht auch etwas besorgt, was da wohl alles auf einem zukommt: neue Mitschülerinnen und Mitschüler, neue Lehrerinnen und Lehrer. Viele Erwartungen, Erfahrungen und Prüfungen. Sie kennen dieses Gefühl aus der Erinnerung bestimmt auch.
Was ich damals allerdings kaum erwartet habe, weil ich vermutlich auch noch gar nichts von der Existenz dieses Berufes wusste: dass ich eines schönen Tages in einem Büro als Bildungsdirektorin des Kantons St.Gallen sitze und als eine meiner ersten Amtshandlungen grosse Stapel Abschlusszeugnisse für dieses Jahr unterschreiben darf. Umso lieber denke ich dabei an die ersten Schultage zurück. Das Gefühl, das damals in der Luft lag, stellt sich auch bei mir heute wieder ein. Ich bin gespannt, neugierig und erwartungsfroh, was das neue Amt und die Zusammenarbeit mit Ihnen allen mit sich bringt.
Auch wenn ich unseren Kanton politisch aus meiner langjährigen Tätigkeit gut kenne, bedeutet das Amt als Regierungsrätin für mich einen Neuanfang. Einen genauen Plan habe ich noch keinen erstellt. Dafür war die Frist von der Wahl Mitte April bis zur Vereidigung als Regierungsrätin Anfang Juni viel zu kurz. Und es wäre auch vermessen zu glauben, alleine einen solchen Plan erstellen zu können. Viel mehr möchte ich in den nächsten Wochen und Monaten im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Departement und mit den Akteuren auf allen Stufen und in allen Bereichen herausfinden, welche Herausforderungen anstehen.
Überhaupt ist es mir wichtig, eine Kultur der offenen Tür zu pflegen. Ich will Ihre Anliegen, Anregungen und Kritik aufnehmen. Denn nur gemeinsam erreichen wir unser Ziel: dass der Kanton St.Gallen auch in Zukunft über eine starke Volksschule, gute Mittel- und Berufsfachschulen sowie über eine Pädagogische Hochschule und Fachhochschule und eine Universität mit Ausstrahlung weit über unseren Kanton hinaus verfügt.
Dazu doch noch einige politische Grundsätze, die ich mit Überzeugung vertrete. Ein starkes öffentliches Bildungssystem braucht eine solide finanzielle Grundlage. Dafür werde ich mich auch bei den jeweiligen Beratungen in Regierungs- und Kantonsrat einsetzen. Es braucht aber ebenso motivierte Lehrpersonen, die ihre tägliche Arbeit gerne machen. Gute Arbeitsbedingungen für das Personal auf allen Ebenen und für alle Tätigkeiten sind für mich zentral. Denn nur so kann das Bildungssystem jenem Anspruch gerecht werden, der mir politisch der wichtigste scheint: dass es nicht nur Wissen schafft und vermittelt, sondern auch Chancengerechtigkeit für alle ermöglicht. Chancengerechtigkeit, damit alle Schülerinnen und Schüler einen Platz in unserer Gesellschaft finden, der ihnen behagt. Und einen Beruf ergreifen können, von dem sie am Ende der Sommerferien vielleicht noch gar nicht wissen, dass es ihn gibt.
Ich freue mich auf den Neuanfang mit Ihnen.
Bettina Surber, Regierungsrätin
Vorsteherin des Bildungsdepartementes