Walter Kägi war von 1992 bis 2000 Vorsteher des damaligen Baudepartements des Kantons St.Gallen. Er engagierte sich als Politiker wie auch im Sport. Am 5. August 2024 ist er im Alter von 88 Jahren gestorben.
Walter Kägi war ein Bürgerlicher durch und durch, ein liberaler Kopf und gelegentlicher Querdenker. 1992 rückte er für den zurückgetretenen FDP-Parteikollegen Willi Geiger ins Baudepartement nach. Zweimal war er Landammann (heute Regierungspräsident): 1994/95 und 1999/2000. Vor seiner Wahl in die Regierung gehörte er 20 Jahre lang dem Kantonsrat an, von 1987 bis 1991 präsidierte er die FDP-Fraktion.
In seine Amtszeit fiel der politische Durchbruch zum Ausbau des als «Todesstrecke» berüchtigten Teilstücks der A13 zwischen Au und Diepoldsau sowie der T8/A8 im Linthgebiet. Im Hochbau war Kägis Name eng mit Stararchitekt Santiago Calatrava verbunden, der in St.Gallen die kantonale Notrufzentrale und den Pfalzkeller baute. Kägi gewann nach Ende seiner Amtszeit Calatrava auch dafür, eine Projektstudie für das Kornhaus in Rorschach zu entwerfen – die Realisierung des Vorhabens scheiterte dann allerdings.
Unter Kägis Führung wurde das Baudepartement reorganisiert. Die Mitarbeitenden kamen in neue Teams, die Arbeitsabläufe wurden vereinfacht. Das Resultat waren kürzere Bearbeitungszeiten der juristischen Abteilung und effizientere Dienstleistungen. 1999 erfolgte die räumliche Zusammenführung des Baudepartements an der Lämmlisbrunnenstrasse 54. Auch das damalige Amt für Umweltschutz erfuhr eine Reorganisation. Walter Kägi agierte dabei als Vermittler zwischen Umwelt- und Wirtschaftsinteressen.
Walter Kägi war ein zielgerichteter Regierungsrat und offen für Neues. Gute Zusammenarbeit, auch über Grenzen hinweg, lag ihm am Herzen. Er wirkte in diversen interkantonalen und internationalen Gremien mit. 1995 initiierte er die Internationale Regierungskommission Alpenrhein, 1997/98 war er Präsident der Internationalen Bodenseekonferenz. Walter Kägi setzte sich für einen starken Kanton St.Gallen und eine starke Ostschweiz ein. Er war überzeugt, dass die Ostschweiz nur gehört werde, wenn sie zusammenarbeite.
Aufgewachsen in Uzwil, zog es Walter Kägi 1961 nach dem Studium an den Bodensee, zuerst nach Rorschach, dann nach Rorschacherberg. Er hatte in Zürich Jura studiert und doktoriert. Ab 1971 führte er sein eigenes Anwaltsbüro in St.Gallen. Seine politische Karriere begann 1968 mit der Wahl in den Rorschacher Gemeinderat.
Nebenher war der Familienvater zweier Söhne ein leidenschaftlicher Ruderer. Auch während und nach Ende der Regierungszeit legte er jedes Jahr im Ruderboot mehrere hundert Kilometer zurück. Von 1973 bis 1983 präsidierte er den Seeclub Rorschach, von 1988 bis 1996 den Schweizerischen Ruderverband. Auch Wandern und Radfahren gehörten zu seinen Hobbys. Und er war Bierkenner: Bei geselligen Anlässen der Regierung sorgte er für die Bierauswahl.
Sportlich war sein Engagement nach dem Rücktritt aus der Regierung im Jahr 2000: Fünf Jahre lang stand er Swiss Olympic, dem Dachverband des Schweizer Sports, als Präsident vor. Hier wirkte er vor allem als stiller Schaffer gegen innen, indem er die internen Strukturen bereinigte, die Nachwuchsarbeit förderte und die Ethikcharta ins Leben rief. 2006 ernannte ihn Swiss Olympic zum Ehrenmitglied. Am Ruder blieb Walter Kägi zudem in der Elektrizitätsbranche als Verwaltungsratspräsident der Nordostschweizerischen Kraftwerke, der Axpo-Holding und weiterer Gesellschaften.