Der Kanton St.Gallen hat den Bestand «Altes Archiv Stadt Rapperswil» als bewegliches Kulturerbe unter Schutz gestellt. Der bedeutende Bestand umfasst die Jahre 1229 bis 1803 und gehört zum Stadtarchiv der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona. Am 4. Juli überreichte Regierungsrätin Laura Bucher der Eigentümerschaft das St.Galler Kulturerbe-Label.
Die Ortsgemeinde Rapperswil-Jona bewahrt in ihrem Stadtarchiv einen Schriftgut-Bestand von besonderem Wert: Das «Alte Archiv Stadt Rapperswil». Es dokumentiert mit Tausenden von Urkunden, Akten und Büchern aus dem Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit und Helvetik die Geschichte der Stadt Rapperswil, ihre Beziehungen zu den Nachbargebieten und unterschiedlichen Herrschaftsträgern. Der Bestand reicht von der ersten urkundlichen Erwähnung Rapperswils 1229 bis hin zu Beratungsprotokollen mit Bezug zur Kantonsgründung im Jahr 1803.
Identitätsstiftend für Region See-Gaster
Die Ortsgemeinde Rapperswil-Jona hat im vergangenen Jahr einen Antrag auf Unterschutzstellung des «Alten Archivs» gestellt. Die Fachstelle Kulturerbe im Amt für Kultur hat diesen einzigartigen und wertvollen Bestand beurteilt. Er besitzt eine hohe historische Bedeutung, vor allem für die Politik-, Technik-, Religions- und Sozialgeschichte des Kantons und zeichnet sich durch einen besonderen kulturellen Zeugniswert für den Kanton und insbesondere die Region See-Gaster aus. Zudem weist er eine identitätsstiftende Wirkung für die Bevölkerung der Region See-Gaster auf.
Eine Beschädigung oder Zerstörung des Bestandes sowie dessen Abwanderung aus dem Kanton St.Gallen würden einen grossen Verlust bedeuten. Deshalb wurde das «Alte Archiv Stadt Rapperswil» als bewegliches Kulturerbe des Kantons unter Schutz gestellt. Im März 2024 unterzeichneten die Ortsgemeinde Rapperswil-Jona als Eigentümerschaft und das Departement des Innern die entsprechende Vereinbarung. Es handelt sich dabei um die erste Unterschutzstellung eines Teilbestands eines Gemeinde- beziehungsweise Ortsarchivs.
Feierliche Übergabe des Kulturerbe-Labels
Am 4. Juli fand die Feier zur Unterschutzstellung im Stadtmuseum in Rapperswil-Jona statt. Regierungsrätin Laura Bucher überreichte der Vizepräsidentin der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona, Michaela Sprotte, sowie Stadtarchivar Mark Wüst das Kulturerbe-Label des Kantons St.Gallen in Form einer Urkunde und einer Kulturerbe-Plakette. Die Auszeichnung ist nebst Anerkennung für die Ortsgemeinde auch ein Versprechen, das wertvolle Erbe in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Kanton zu bewahren, zu pflegen und zu vermitteln, damit die Geschichte des Kantons St.Gallen am oberen Zürichsee auch für zukünftige Generationen nachvollziehbar bleibt.
Wertvolle Bestände des «Alten Archivs Stadt Rapperswil»
Das «Alte Archiv Stadt Rapperswil» im Stadtarchiv der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona umfasst etwa 540 Urkunden aus der Zeit des Mittelalters (datiert 1229–1532), mehrere Tausend Urkunden, Akten und Dokumente der Frühen Neuzeit und der Helvetik (datiert 1533–1803) sowie etwa 370 Bücher und Bände verschiedenster Art.
Darunter finden sich Chroniken, Stadtrechtsbücher, Bürgerverzeichnisse, Rechnungsbücher, Gerichtsbücher oder Ratsprotokolle (ab 1540). Die Archivalien sind fast ausschliesslich handschriftlich verfasst und somit Unikate. Zu den Schätzen des Archivs zählt beispielsweise eine Urkunde zur Verleihung des Zolls für die Seebrücke durch den habsburgischen Herzog Rudolf IV. von Österreich aus dem Jahr 1360. Diese ist mit einem aussergewöhnlich grossen, gut erhaltenen Reitersiegel verbrieft. Zahlreiche Archivalien dokumentieren zudem die Konflikte, die sich aus der besonderen Lage der Stadt Rapperswil ergaben. So zeichnet ein Chronikband detailliert die mehrwöchige Belagerung Rapperswils durch Zürich im ersten Villmergerkrieg 1656 nach.
Der Bestand «Altes Archiv Stadt Rapperswil» zählt neben den Beständen des Stiftsarchivs und des Staatsarchivs St.Gallen sowie der Stadtarchive St.Gallen und Wil zu den umfassendsten und wertvollsten Archivbeständen im Kanton.