Die Regierung will die Produktion einheimischer erneuerbarer Energie erhöhen. Sie setzt eine Projektgruppe ein, um geeignete Gewässerstrecken und zusätzliches Potenzial zur Wasserkraftnutzung im Kanton zu ermitteln. Dazu hat die Regierung den Auftrag zum Projekt «Effiziente Nutzung der Wasserkraft im Kanton St.Gallen» erteilt.
Das Potenzial zur Nutzung der Wasserkraft dürfte im Kanton St.Gallen bereits zu einem grossen Teil genutzt sein. Um weitere mögliche nutzbare Gewässer zu ermitteln, hat die Regierung das Projekt «Effiziente Nutzung der Wasserkraft im Kanton St.Gallen» in Auftrag geben. Die Regierung setzt damit den Auftrag aus dem Postulat «Erhöhung der Stromproduktion durch effiziente Wasserkraftanlagen im Kanton St.Gallen» um.
Die Federführung liegt beim Amt für Wasser und Energie. Weitere beteiligte Ämter und kantonale Fachstellen sowie ein Vertreter des Schweizer Verbandes der Kleinwasserkraft sind im Projektteam vertreten. Kraftwerksbetreiber, Umweltorganisationen und weitere Interessengruppen sind durch einen Echoraum ins Projekt eingebunden. Ein externes Fachbüro unterstützt das Projekt. Es ist geplant, dass die Regierung den Projektbericht Ende 2024 verabschieden und anschliessend dem Kantonsrat zuleiten kann.
Nutzungspotenzial und Schutzinteressen berücksichtigt
In einem ersten Schritt wird im Projekt das physikalische Nutzungspotenzial für die Wasserkraft an den Gewässern im Kanton erhoben und bewertet. Dies geschieht aufgrund der Topografie und der Abflussmengen. Dabei werden auch die bereits genutzten Gewässerstrecken sowie die Veränderungen der Abflüsse aufgrund der Klimaänderung berücksichtigt.
In einem zweiten Schritt erhebt die Projektgruppe die Schutzinteressen der Gewässer und bestimmt Ausschlussgebiete, in denen aufgrund der aktuellen gesetzlichen Grundlagen keine Wasserkraftnutzung möglich ist. Darunter fallen beispielsweise Auengebiete von nationaler Bedeutung. Schliesslich werden die Schutz- und die Nutzungsansprüche an den einzelnen Gewässerstrecken in einer Interessenabwägung bewertet.
Wenn eine Gewässerstrecke oder ein Standort als geeignet beurteilt wird, heisst das nicht, dass dort in jedem Fall eine Anlage errichtet werden kann. Jedes Projekt muss die üblichen Bewilligungsverfahren durchlaufen. Die Wasserkraft soll in erster Linie durch die Erneuerung und allenfalls durch die Erweiterung von bestehenden Wasserkraftanlagen ausgebaut werden. Ausserdem sollen vor allem jene Gewässer energetisch genutzt werden, die wegen des Hochwasserschutzes bereits verbaut sind.
Das Projekt wird zeigen, wie gross das zusätzliche Potenzial für die Wasserkraftnutzung im Kanton ist und ob auch bisher nicht genutzte Gewässer ein Potenzial aufweisen. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für einen entsprechenden Richtplaneintrag.
Wasserkraft im Kanton St.Gallen
Im Kanton St.Gallen stehen aktuell rund 140 Wasserkraftanlagen in Betrieb. Diese produzieren jährlich im Mittel 680 Gigawattstunden Strom. Knapp 20 Prozent des gesamten Strombedarfs des Kantons stammen aus einheimischer Produktion. Die Wasserkraft leistet mit rund zwei Dritteln an die Stromproduktion im Kanton den wichtigsten Beitrag. Die grösste Anlage, Gigerwald‑Mapragg im Calfeisen- und Taminatal im Sarganserland, liefert über 50 Prozent des einheimischen Wasserkraftstroms. Weitere zwölf Kraftwerke mit einer Leistung zwischen 1 und 20 Megawatt tragen dazu rund 30 Prozent und die restlichen Anlagen mit weniger als 1 Megawatt Leistung weniger als 20 Prozent bei.