65 Prozent der einheimischen Fischarten sind gefährdet. Eine davon ist die Nase (Chondrostoma nasus). Sie ist vom Aussterben bedroht. Gestern wurden zum fünften Mal Jungfische dieser Art im Linthkanal eingesetzt. Wiederfänge haben gezeigt, dass das Wiederansiedlungsprojekt erste Erfolge aufweist.
Das Artensterben geht auch unter Wasser weiter. Die Mehrheit der 46 in unserer Region einheimischen Fischarten ist bedroht oder bereits ausgestorben. Eine davon ist die Nase, ein früher sehr häufiger, weitwandernder Weissfisch der Mittellandflüsse. Hauptsächlich die zahlreichen Wanderhindernisse wie Wasserkraftwerke haben der Art so zugesetzt, dass sie heute auf der Roten Liste des Bundes als «vom Aussterben bedroht» geführt wird.
Vor einigen Jahrzehnten war die Nase im Linthgebiet ausgestorben. Seit 2015 führt das Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.Gallen im Auftrag der Fischereikommission und in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau ein Wiederansiedlungsprojekt für den Zürichsee, den Linthkanal und den Walensee durch. Im Kanton Thurgau werden mit dem Laichfischfang von wildlebenden Nasen Fischeier gewonnen, befruchtet und im kantonalen Fischereizentrum Steinach aufgezogen. Nach zwei Monaten werden jeweils rund 50'000 Jungfische im Linthgebiet ausgesetzt.
Gestern fand diese Einsetzung der Jungfische in der Linth zum fünften Mal statt. Die Linth bietet nach dem Hochwasserschutzprojekt mit ökologischen Aufwertungen wieder gute Lebensbedingungen. Das Wiederansiedlungsprojekt zeigt Wirkung. Die letzten zwei Winter gingen den Berufsfischern im Zürichsee erstmals wieder vereinzelt Nasen in die Netze. Eine genetische Analyse hat gezeigt, dass rund ein Drittel davon aus der Wiederansiedlung stammen, die restlichen Nasen stammten aus der isolierten Population vom Schanzengraben beim Ausfluss des Zürichsees. Ob und wo die Nasen im Zürichsee-Linthkanal-Walensee-System laichen, ist nicht bekannt. Die Nasen werden mit rund vier bis fünf Jahren geschlechtsreif.
Die Artenförderung bedrohter Fische ist Teil der kantonalen Biodiversitätsstrategie. Zur Förderung weiterer bedrohter Fischarten wurden an der Linth in den letzten Jahren weitere fischspezifische Fördermassnahmen wie Lebensraumaufwertungen umgesetzt. «Die Wiederansiedlung der Nase ist ein kleiner Hoffnungsschimmer im ständigen Abwärtstrend in der Fischfauna», freut sich der Fischereispezialist Michael Kugler der zuständigen Fischereibehörde in St.Gallen.