Die neue Umfahrungsstrasse «Netzergänzung Nord» geht in die nächste Phase. Nachdem das kantonale Tiefbauamt das Projekt weiterentwickelt hat, informierten am Montagabend der Kanton St.Gallen und die Stadt Wil über den Projektstand und das weitere Vorgehen. Gleichzeitig startete die Mitwirkung zur Ausgestaltung der Umfahrungsstrasse und ihrer Umgebung.
Um die Bevölkerung über den aktuellen Projektstand der «Netzergänzung Nord» zu informieren, luden der Kanton und die Stadt Wil am Montagabend zu einem Informationsanlass mit Begehung des Geländes ein. Auskunft gaben dabei Regierungsrätin Susanne Hartmann, Stadtpräsident Hans Mäder, Kantonsingenieur Marcel John sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter des Kantons und der Stadt Wil.
Mitwirkung gestartet
Mit der Informationsveranstaltung startete die öffentliche Mitwirkung zur definitiven Ausgestaltung der Netzergänzung Nord durch die Bevölkerung, Verbände und Parteien. Dazu ist bis Ende September 2022 die digitale Mitwirkungsplattform «E-Mitwirkung» verfügbar. Die Linienführung der Netzergänzung Nord ist kein Bestandteil der Mitwirkung, da nach der Prüfung von 17 Varianten des Strassenprojekts wegen technischer und rechtlicher Parameter weder Handlungsspielraum noch Ergebnisoffenheit besteht. Bei der Gestaltung der Umgebung ist hingegen noch viel Handlungsspielraum vorhanden. Die Mitwirkung ist deshalb auf diesen Bereich des Projekts fokussiert.
Mobilität verantwortungsvoll gestalten
Die Mobilität spielt für die Entwicklung der Stadt Wil eine Schlüsselrolle. Kanton und Stadt wollen daher die Erreichbarkeit der Stadt und Region Wil verbessern, den Lärm in den Quartieren reduzieren und mehr Raum für Busse, Velos sowie Fussgängerinnen und Fussgänger schaffen. Um diese Ziele zu erreichen, ist die «Netzergänzung Nord» zentral. Die neue Umfahrungsstrasse soll den Durchgangsverkehr künftig ausserhalb des Zentrums führen. So entsteht im Zentrum mehr Raum für eine zukunftstaugliche Mobilität mit besseren Bedingungen für den Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr.
Mit der Umsetzung der «Netzergänzung Nord» wird es möglich, die heutige Durchfahrtsstrasse von Bronschhofen bis zum Schwanenkreisel zu entlasten und siedlungsverträglicher zu gestalten. Mit dem Betriebs- und Gestaltungskonzept (BGK) Bronschhofer-/Hauptstrasse soll der Durchfahrtswiderstand für den motorisierten Individualverkehr erhöht werden. Weiter wird der Veloverkehr gefördert, die Sicherheit für den Fussverkehr gesteigert und die Betriebsstabilität des öffentlichen Verkehrs verbessert.
Finanzierung ist sichergestellt
Da die Netzergänzung Nord eine Kantonsstrasse sein wird, ist die Finanzierung über das kantonale Strassenbauprogramm sichergestellt. Die Netzergänzung Nord ist zudem eine Massnahme des Agglomerationsprogrammes, weshalb sich auch der Bund massgeblich an der Finanzierung beteiligen wird. Der Anteil der Stadt Wil beschränkt sich auf die gesetzlich vorgeschriebene Beteiligung von 35 Prozent an den Kosten für die Geh- und Radwege. Die genauen Kosten der Netzergänzung Nord sind aktuell noch unklar. Zum Zeitpunkt des Variantenstudiums im Jahr 2019 wurden die Kosten der vorgeschlagenen Variante auf 45 bis 49 Millionen Franken geschätzt. Die Verlängerung des Tunnels auf 410 Meter sowie die Preissteigerung der letzten Jahre werden diesen Betrag erhöhen.
Parlamente und Volk entscheiden
Das Bau- und Umweltdepartement wird dem Kantonsrat zur Netzergänzung Nord eine Botschaft vorlegen. Der Beschluss untersteht dem fakultativen Finanzreferendum. Zudem äussern sich Stadtrat, Parlament und die Stimmberechtigten der Stadt Wil bereits vorher im Rahmen der Anhörung gemäss Artikel 35 des Strassengesetzes zum Bauvorhaben. Dieses Verfahren soll im ersten Quartal 2023 starten, die Urnenabstimmung ist Ende 2023 vorgesehen. Im Rahmen der Projektauflage bestehen zudem die üblichen Rechtsmittelverfahren mit Einsprachemöglichkeiten.
Übergeordnete Rolle der Netzergänzung Nord
Die Netzergänzung Nord ist als Kantonsstrasse Teil der kantonalen Gesamtverkehrsstrategie, des regionalen Gesamtverkehrskonzepts, der Standortentwicklung WILWEST sowie der städtischen Entwicklungsinitiative «Wil Vivendo» und nimmt damit eine übergeordnete Schlüsselrolle ein.