Vom vergangenen Dienstag bis Donnerstag hat der Kanton St.Gallen an der nationalen Übung «NOSOS 21» teilgenommen. Im Rahmen einer Stabsübung wurde die Bewältigung eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest durchgespielt. Die sehr ansteckende Schweinepest ist für den Menschen ungefährlich, für Haus- und Wildschweine jedoch eine grosse Gefahr. Die Übung hat gezeigt, dass die bestehenden Krisenkonzepte des Kantons gut sind und die materiellen und personellen Ressourcen für die Bewältigung vorhanden sind.
Die Afrikanische Schweinepest ist eine Viruserkrankung, die für Menschen nicht gefährlich ist. Angesteckte Schweine und Wildschweine sterben jedoch meistens innert weniger Tage. Vom 2. bis zum 4. November 2021 hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) zusammen mit den kantonalen Veterinärdiensten eine Krisensimulation eines schweizweiten Ausbruchs der für Wild- und Hausschweine äusserst gefährlichen Afrikanischen Schweinepest (ASP) durchgeführt.
Im Kanton St.Gallen ist das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (AVSV) für die Krisenbewältigung der ASP zuständig. In Zusammenarbeit mit dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei, dem Kantonalen Forstamt, dem Landwirtschaftsamt sowie dem kantonalen Führungsstab hat das AVSV unter der Leitung des Kantonstierarztes die Verbreitung der ASP in mehreren Schweinezucht- und Mastbetrieben im Gebiet Walenstadt und Flums sowie die Verseuchung der Wildschweinpopulation im Sarganserland geübt.
Über 50 Fachpersonen im Einsatz
An der aktuellen Stabsübung standen diese Woche rund 50 Fachpersonen im Einsatz – Amtstierärzte, Wildhüter, Forstspezialistinnen, Kommunikationsfachleute, Zivilschützer wie auch die Vertretung der Polizei, der Feuerwehr und des Bauernverbandes. Ziel aller Massnahmen gemäss Tierseuchengesetzgebung ist es, ein Ausbruch der ASP bei den Wildschweinen in den Griff zu bekommen, den Herd auszurotten und so eine Einschleppung in die Hausschweinbestände zu verhindern. Der wirtschaftliche Schaden eines Ausbruchs der ASP für die Schweineproduktion, welche im Kanton St.Gallen mit ca. 500 Betrieben einen hohen Stellenwert hat, wäre gewaltig.
Während der Übung mussten beispielsweise im Kerngebiet der Verseuchung fiktiv Waldgebiete für jeglichen Zugang gesperrt werden. In den angrenzenden Gebieten wurde ein Weggebot angeordnet. Für Hunde galt im Wald ein Leinenzwang. Die Jagd wurde im oberen Rheintal bis zum Walensee verboten und die forstliche Waldnutzung eingeschränkt. Für die Schweinebetriebe in den Sperrgebieten galten strenge Restriktionen für den Tierverkehr und die Gesundheitsüberwachung wurde verschärft.
Für die Suche von verendeten Wildschweinen in den Sperrgebieten wären 200 Mann des Zivilschutzes und der lokalen Feuerwehren aufgeboten worden. In Realität müssten die Suchaktionen alle paar Wochen wiederholt werden. Die Erfahrungen von Ausbrüchen von ASP bei Wildschweinen in Belgien und Tschechien zeigen, dass bis zur Ausrottung der Seuche bei den Wildschweinen zwei Jahre nötig sind. Sowohl die Absperrung und Keulung von verseuchten Schweinebetrieben durch die Tierseuchengruppe SG AR AI FL, als auch die Kadaversuche nach Wildschweinen mit Personen und Hundesuchtrupps wurde bereits im Vorsommer "im Feld" geübt.
Potential beim Informationsfluss
Die Übung hat gezeigt, dass der Kanton St.Gallen im Grundsatz gut auf einen möglichen Ausbruch der ASP vorbereitet ist. Die Zusammenarbeit der beteiligten Ämter und der Krisenorganisation hat funktioniert. Die erarbeiteten Konzepte für die Bewältigung der ASP bei Wild- und Hausschweinen haben sich im Grossen und Ganzen bewährt. Potential für Verbesserungen hat man vor allem im Bereich des Informationsflusses erkannt. Die Übung hat auch neue Fragestellungen an den Tag gelegt. Diese Arbeiten gehen die zuständigen Fachleute nun an.