Für psychisch kranke Personen in Haft fehlen dem Kanton heute angemessene Plätze in psychiatrischen Kliniken. Auf dem Areal der Psychiatrie St.Gallen Nord in Wil soll deshalb eine Forensikstation entstehen. Während des Architekturwettbewerbs zeigte sich, dass neue Anforderungen an die Sicherheit Mehrkosten verursachen. Deshalb ist für den Neubau ein zusätzlicher Kredit von 5,05 Millionen Franken nötig. Im Gegenzug kann das Gebäude deutlich länger genutzt werden. Die Regierung hat nun die Botschaft zum Nachtragskredit zuhanden des Kantonsrates verabschiedet.
Die Kosten für das angepasste Bauvorhaben belaufen sich neu auf 20,4 Millionen Franken. Nach Abzug eines Bundesbeitrags von 6,25 Millionen resultiert für den Kanton ein Kreditbedarf von 14,15 Millionen Franken. Gegenüber dem ursprünglich genehmigten Kredit belaufen sich die Mehrkosten auf 5,05 Millionen Franken. Die Regierung hat die Botschaft Ende April beraten und dem Kantonsrat zugeleitet. Der Kantonsrat soll in der Septembersession über die Vorlage entscheiden. Stimmt der Kantonsrat dem Nachtragskredit zu, ist der Baubeginn 2022 vorgesehen, der Bezug 2024.
Höhere Kosten, längere Nutzung
Der Kantonsrat genehmigte 2018 den Bau der Forensikstation. Die Gesamtkosten betrugen zu diesem Zeitpunkt 12,9 Millionen Franken, der Kreditbedarf für den Kanton belief sich auf 9,1 Millionen Franken. Die Forensikstation war das erste Projekt im Kanton, das nach dem neuen Immobilienmanagement geplant wurde. So erfolgte die Kostenberechung ohne konkretes Bauprojekt. Da der Kanton keine Erfahrung mit dem Bau von Forensikstationen hat, war die Kostenberechnung anspruchsvoll. Während der anschliessenden Wettbewerbs- und Projektierungsphase zeigte sich, dass sich die Sicherheitsanforderungen verändert hatten. Um die neuen Anforderungen umzusetzen, braucht es mehr Raum. Der zusätzliche Raumbedarf führte schliesslich zu höheren Kosten. Im Vergleich zum ursprünglichen Projekt kann das Gebäude jedoch neu 55 anstatt 20 Jahre genutzt werden.
19 Plätze geplant
Die Forensikstation entsteht auf dem Areal der Psychiatrie St.Gallen Nord. Das zweigeschossige Gebäude soll 16 Patienten- und drei Intensivbetten sowie Aufenthalts-, Therapie- und Beschäftigungsräume umfassen. Die Forensikstation ist für die Polizei und die Sanitätsdienste gut zugänglich und an die zentralen Klinikeinrichtungen angebunden. Ausserdem entsteht ein Innenhof mit Sichtschutz.
Bedarf ist ausgewiesen
Der Bau der Forensikstation entspricht einem dringenden Bedürfnis. Für psychisch kranke Personen in Haft fehlen dem Kanton St.Gallen heute angemessene Plätze in psychiatrischen Kliniken. Betroffene müssen ausserkantonal untergebracht oder, entgegen den fachlichen Anforderungen, in ein Gefängnis eingewiesen werden. Solche Einrichtungen sind weder von der baulichen noch der personellen Ausstattung her für psychisch kranke Personen in Haft geeignet.