Der Kanton hat die Wasserqualität ausgewählter Bäche untersucht. Die Messkampagnen zeigen, dass die Gewässer die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllen und oft ein hohes Risiko für die Gewässerorganismen besteht. Verantwortlich für die Überschreitungen der Grenzwerte sind vor allem Pestizide und eine Industriechemikalie.
Von 2018 bis 2020 erfasste das Amt für Wasser und Energie (AWE) an 14 Bächen in genutzten Gebieten die Belastung durch organische Spurenstoffe, auch bekannt als Mikroverunreinigungen. Bereits in sehr tiefen Konzentrationen können solche Stoffe Gewässerlebewesen schädigen. Die Auswertung der Messergebnisse zeigte für jeden der 14 Bäche ein erhöhtes oder sehr hohes Risiko für eine Schädigung der Gewässerorganismen durch die chronische Belastung mit einzelnen Stoffen.
Pestizide und Industriechemikalie im Fokus
Die Überschreitungen der Qualitätskriterien und Anforderungen wurden durch insgesamt 27 Substanzen verursacht: 14 Herbizide, sieben Insektizide, zwei Fungizide, drei Arzneimittel und die Industriechemikalie PFOS (Perfluoroctansulfonsäure). Bei zwölf der 14 Bäche war das Risiko für eine chronische Schädigung von Gewässerorganismen während mehr als zwei Dritteln der Beobachtungsdauer von Frühjahr bis Herbst erhöht. In allen Bächen wurden zudem die Anforderungen der Gewässerschutzverordnung oft vielfach überschritten.
Runde Tische und Massnahmen
Zusammen mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen (LZSG) sensibilisiert das Amt für Wasser und Energie berufliche und private Anwenderinnen und Anwender von Pestiziden und Bioziden zu einem verantwortungsvollen Umgang und Einsatz. Das LZSG organisierte runde Tische mit den Landwirten, die im Einzugsgebiet der jeweiligen Bäche den Boden bewirtschaften. Zusammen wurden Daten gesichtet und die Ursachen für Stoffeinträge in Gewässer analysiert, um diese in Zukunft zu verhindern. Die Landwirte setzten Sofortmassnahmen um. So reparierten sie etwa defekte Schächte auf den Feldern oder richteten auf den Betrieben Waschplätze für die Spritzgeräte ein. Der Einsatz von PFOS ist seit 2011 grundsätzlich verboten. Für einzelne industrielle Anwendungen ist die Chemikalie jedoch noch zugelassen. Sie gelangt über kommunale Kläranlagen oder diffus über kontaminierte Flächen in die Gewässer. Massnahmen zur Reduktion des Stoffeintrags sind sehr aufwändig umzusetzen.
Verbesserungen sind möglich und nötig
Zudem untersuchten das AWE und das Landwirtschaftsamt einen Bach über mehrere Jahre. Es zeigte sich, dass Stoffeinträge in das Gewässer mit gezielter Sensibilisierung der Anwenderinnen und Anwender deutlich reduziert werden konnten. Sehr toxische Stoffe wie Insektizide aus der Klasse der Phyrethroide und Organophosphate bleiben problematisch, da sie sich bereits in äusserst tiefen Konzentrationen schädlich auf Gewässerlebewesen auswirken.
Bäche in genutzten Gebieten betroffen
Die Messkampagnen folgen auf biologische Untersuchungen an fast 100 kleinen Bächen seit 2011. Diese Untersuchungen brachten grosse ökologische Defizite zu Tage. Drei Viertel der Fliessgewässerstrecken im Kanton sind kleine Bäche. Sie sind wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere, erfüllen wichtige ökologische Funktionen und ihr Schutz ist von grosser Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität. Viele dieser kleinen Bäche liegen in stark genutzten Gebieten. Sie sind dadurch einem erhöhten Risiko durch stoffliche Einträge ausgesetzt.
Aktuelle Publikationen zum Thema und die Faktenblätter zu den jeweiligen Messkampagnen stehen zur Verfügung unter https://www.sg.ch/umwelt-natur/wasser/fluesse---baeche/gewaesserqualitaet/berichte.html