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Publiziert am 14.12.2020 10:30 im Bereich Allgemein
Symbolbild

Zwischen 1973 und 2002 sind im Kanton St.Gallen rund 80 Kinder aus Sri Lanka adoptiert worden. Frühere Untersuchungen zeigen, dass die damaligen Verfahren von den zuständigen kantonalen und kommunalen Behörden nicht in allen Fällen gemäss den gesetzlichen Vorgaben durchgeführt wurden. Zudem wurden Hinweise auf unrechtmässige Vorgänge sowie Kinderhandel in Sri Lanka zu wenig beachtet. Deshalb startet das Departement des Innern im Januar 2021 ein Folgeprojekt zur umfassenden historischen Aufarbeitung der Adoptionen von Kindern aus Sri Lanka.

Rund 80 Kinder sind im Zeitraum von 1973 bis 2002 aus Sri Lanka in den Kanton St.Gallen adoptiert worden. Die St.Galler Regierung spricht sich dafür aus, dass der Kanton Unterstützung für Betroffene bei der Herkunftssuche leistet. Dazu werden auch konkrete Massnahmen in Zusammenarbeit mit dem Bund geprüft.

Die Verfügbarkeit von Akten ist für die Betroffenen bei der Klärung der Umstände ihrer Adoption zentral. Das Departement des Innern hat deshalb im Sommer 2020 einen Auftrag erteilt, der Betroffenen hilft, ihre Akten in der Schweiz zu beschaffen. Bei den damaligen Adoptionsverfahren waren mehrere Behörden des Kantons, der Bezirke und der Gemeinden involviert. Die Akten befinden sich in verschiedenen Archiven. Forscherinnen des Historischen Instituts der Universität Bern suchen die Akten aus den einzelnen Archiven und stellen sie zu vollständigen elektronischen Dossiers zusammen. Diese Dossiers werden im Staatsarchiv aufbewahrt und vereinfachen die Suche für Betroffene.

Historische und rechtliche Aufarbeitung notwendig

Zwei frühere Berichte aus den Jahren 2018 und 2019 haben aufgezeigt, dass im Kanton St.Gallen die zuständigen kantonalen und kommunalen Behörden die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfverfahren nicht in allen Einzelfällen durchgeführt haben. Zudem sind Hinweise auf unrechtmässige Vorgänge sowie Kinderhandel in Sri Lanka zu wenig beachtet worden. Deshalb startet das Departement des Innern im Januar 2021 ein Folgeprojekt zur umfassenden historischen Aufarbeitung der Adoptionen von Kindern aus Sri Lanka im Kanton St.Gallen. Jedes Dossier wird durch das interdisziplinäre Forschungsteam der Universität Bern nach den damals geltenden rechtlichen Bestimmungen und fachlichen Standards überprüft und bewertet. Die Forschungsergebnisse werden voraussichtlich im Dezember 2021 vorliegen.

Der Bericht «Adoptionen von Kindern aus Sri Lanka in der Schweiz, 1973–1997» der ZHAW ist mit weiteren Informationen des Bundes abrufbar unter:

www.bj.admin.ch → Gesellschaft → Internationale Adoption → Illegale Adoptionen.

Der im Auftrag des Kantons St.Gallen im Jahr 2019 erstellte Bericht ist abrufbar unter www.soziales.sg.ch → Familie → Adoption.

Der Bundesrat hat am 14. Dezember 2020 seinen Bericht zur Erfüllung des Postulats Ruiz (Illegale Adoptionen aus Sri Lanka in den 1980er-Jahren) veröffentlicht. Der Bericht hält fest, dass es in der Schweiz bei der Abwicklung der Adoptionsverfahren zu Mängeln und Verfehlungen kam. Der Bundesrat drückt sein Bedauern darüber aus. Der Bericht zeigt weiter auf, dass für Betroffene die Herkunftssuche in Sri Lanka sehr aufwändig und häufig erfolglos ist. Eine Arbeitsgruppe der kantonalen Konferenz der Polizei- und Justizdepartemente (KKJPD) prüft seit März dieses Jahres Unterstützungsmöglichkeiten für adoptierte Personen.