Die Regierung will eine qualitativ hohe Qualität in der Ausbildung von Gesundheitsfachleuten sicherstellen. Sie hat deshalb entschieden, ein Kompetenzzentrum für Gesundheitsberufe in Rorschach zu bilden. Dies stärkt die Berufsbildung der Gesundheitsfachleute in einer Zeit, in der sich die Berufsbilder schnell wandeln. Die Ausbildung der Gesundheitsberufe wird deshalb von St.Gallen nach Rorschach verlegt.
Die Berufswelt ist grossen Veränderungen unterworfen, vor allem durch die Digitalisierung. Junge Berufsleute können immer weniger davon ausgehen, dass ein gelernter Beruf in einigen Jahren noch den gleichen Namen trägt und die gleichen Arbeitsinhalte hat. Eine Antwort auf diese Herausforderung ist ein stärkerer Fokus auf Berufsfelder von artverwandten Berufen.
Mit der Bündelung der Ausbildung dieser Berufe in Kompetenzzentren können Synergien freigesetzt und die Ausbildungsqualität erhöht werden. Andere Kantone wie Zürich und Aargau beschreiten diesen Weg bereits. Nun prüft das Bildungsdepartement, wie weit solche Kompetenzzentren auch im Kanton St.Gallen eingesetzt werden können.
Auftrag des Kantonsrates
Der Kantonsrat hatte die Regierung im Sommer 2019 beauftragt, einen Bericht über die strategische Planung der Berufsfachschulen und der Mittelschulen zu erstellen. Der Bericht soll aufzeigen, welche Konsequenzen die neuen Berufsbilder, die Entwicklung der Schülerzahlen und andere Veränderungen auf die Investitionsplanung und die Schulstandorte haben. Ein letzter Bericht dieser Art stammt aus dem Jahr 2011.
Kompetenzzentren für die Berufsbildung werden in der Projektarbeit zum Bericht an den Kantonsrat geprüft. Schulen, Organisationen der Arbeitswelt und Sozialpartner werden einbezogen. Die Auseinandersetzung mit dieser Organisationsform benötigt Zeit. Der Bericht zur Investitionsplanung für die Schulen der Sekundarstufe II wird nicht vor dem Jahr 2022 abgeschlossen sein.
Stärkung des Berufsbildungsstandortes Rorschach
Die organisatorische Entwicklung von Schulen hängt allerdings von vielen Faktoren ab, die nicht alle planerisch beeinflusst werden können. Die Projektarbeit darf daher nicht zur Blockade werden, wenn Gelegenheiten für vielversprechende Weichenstellungen genutzt werden können. Einzelne Anpassungen von Schulstandorten sollen aus Sicht der Regierung vorgezogen werden können, wenn sie die Qualität fördern und keine Hindernisse für das spätere Ganze schaffen.
Eine solche Gelegenheit ergibt sich nun für den Berufsfachschulstandort Rorschach. Dort wird heute eine Vielzahl von Berufen gelehrt, von denen die meisten auch an benachbarten Berufsfachschulen verankert sind. Die räumliche Auslastung in Rorschach ist aber tief. Ausserdem hat der Kanton Thurgau entschieden, eine grosse Zahl bisher in Rorschach beschulter Lernender, insbesondere Logistikerinnen und Logistiker, in den eigenen Kanton zurückzuziehen und dort selbst zu beschulen.
Der Schulstandort Rorschach benötigt daher eine Stärkung. Diese kann erreicht werden, indem das Berufs- und Weiterbildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe St.Gallen (BZGS) aus der Stadt St.Gallen nach Rorschach verlegt wird und die heute dort beschulten Berufe auf benachbarte Schulstandorte verteilt werden. Damit kann dem Schulplatz Rorschach eine erfolgversprechende Zukunftsperspektive verschafft werden. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften im Bereich Gesundheit, besonders in der Pflege (Akutbereich, ambulanter Bereich und Langzeitbereich), ist ungebrochen hoch. Zudem entfallen die hohen Mietkosten, die heute in St.Gallen für das BZGS bezahlt werden.
Ausbildungsstandort Altstätten erhalten
Der Berufsfachschulstandort Altstätten ist in jedem Fall zu erhalten und in die Umorganisation einzubeziehen. Diese ist im Übrigen auch kein Signal gegen den Standort Stadt St.Gallen für die Berufsbildung. Dort bleiben – neben zwei Mittelschulen – die beiden grössten Schulen der Berufsbildung, das Gewerbliche Berufs- und Weiterbildungszentrum GBS und das Kaufmännische Berufs- und Weiterbildungszentrum KBZ erhalten. Für Ersteres ist die Totalsanierung und Erweiterung des Hauptstandortes Riethüsli beschlossen.