Im Kanton St.Gallen gibt es ausreichend Hilfs- und Therapieangebote für Menschen mit Suchtproblemen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Fachhochschule St.Gallen, welche im Auftrag des Gesundheitsdepartementes des Kantons St.Gallen gemacht wurde. In einzelnen Bereichen wie etwa der Geldspielsucht sind aber Verbesserungen angezeigt.
Für die Angebots- und Bedarfsanalyse hat die Fachhochschule St.Gallen über 130 Fachpersonen aus der ambulanten und stationären Suchtarbeit befragt. Dazu gehören unter anderem die regionalen Suchtfachstellen, die Stiftung Suchthilfe, das Blaue Kreuz, die Schulsozialarbeit und stationäre Einrichtungen. Ziel war es zu klären, ob das Angebot der Suchthilfe ausreichend ist, ob Lücken bestehen oder ob es eine Überversorgung gibt. Das Resultat der Studie zeigt ein klares Bild. Die Suchthilfe im Kanton St.Gallen ist gut aufgestellt und wird als ausreichend wahrgenommen. Verbesserungen sind in einzelnen Bereichen aber angezeigt.
Passendes Angebot im Kernbereich
Die Suchthilfe im Kanton St.Gallen orientiert sich am bewährten 4-Säulen-Modell des Bundes: Prävention – Therapie und Behandlung – Schadensminderung – Repression und Marktregulierung. Das Angebot in den zentralen Bereichen der Suchthilfe (Beratung, Therapie, ambulante und stationäre Institutionen) wird als genau richtig eingeschätzt. Als ausbaufähig schätzen die Befragten hingegen die Früherkennung (z.B. im medizinischen Versorgungssystem), die teilstationären Angebote (z.B. verschiedene Wohnformen), die Primärprävention (z.B. im Umgang mit digitalen Medien) sowie die Schadensminderung (z.B. Konsumräume) ein.
Auch wenn die Studie dem Kanton St.Gallen insgesamt eine gute Suchthilfe attestiert, macht sie Verbesserungsvorschläge. Im Hinblick auf bestimmte Suchtformen empfiehlt sie eine Weiterentwicklung der Angebote für Jugendliche im Bereich der stationären und ambulanten Therapieplätze sowie für ältere Menschen mit Suchterkrankungen. Sucht und Alter wird generell als Herausforderung in den kommenden Jahren gesehen, ebenfalls die migrationsbedingte Diversität in der Gesellschaft.
Bei der Geldspielsucht schätzen drei Viertel der Befragten das ambulante und stationäre Angebot als zu gering ein und erachten eine Weiterentwicklung als notwendig. Der Kanton St.Gallen ist gemäss Geldspielgesetz verpflichtet, Massnahmen zur Prävention von exzessivem Geldspiel zu ergreifen sowie Beratungs- und Behandlungsangebote für spielsuchtgefährdete und spielsüchtige Personen sowie für deren Umfeld anzubieten.
Kanton interveniert bei Geldspielsucht
Im Bereich der Prävention engagiert sich der Kanton bereits im interkantonalen Projekt «Spielen ohne Sucht». Der Bereich der Beratung und Behandlung liegt hingegen noch brach. Das Gesundheitsdepartement wird in Zusammenarbeit mit regional verankerten Stellen ein spezialisiertes Beratungsangebot aufbauen. Dieses Angebot kann aus den Mitteln der Geldspielabgabe von Swisslos unterstützt werden.
Die auffälligsten Süchte sind legal
Das Angebot der Suchthilfe muss auf alle Süchte und Suchtformen ausgerichtet sein. Bei den meisten Formen des Suchtverhaltens gibt es im Kanton St.Gallen keine signifikanten Abweichungen von der Gesamtschweiz. Das Suchtmittel, das am häufigsten konsumiert wird, ist der Tabak. Davon betroffen sind rund 26 Prozent der St.Galler Bevölkerung. Von risikoreichem Alkoholkonsum sind ca. 3 Prozent der Bevölkerung betroffen und ca. 15‘000 Personen sind alkoholabhängig. Von einem chronischen Schmerzmittelkonsum sind 3 Prozent der Bevölkerung betroffen und beim chronischen Schlafmittelkonsum sind es 2,5 Prozent.
Der Kokainkonsum in der Stadt St.Gallen liegt basierend auf den Abwasserdaten leicht über dem schweizerischen Durchschnitt. Dagegen ist der Cannabiskonsum im Kanton mit 2,5 Prozent signifikant tiefer als im Rest der Schweiz (4 Prozent). Beim Heroinkonsum liegt der Anteil unter einem Prozent. Bei der Geldspielsucht geht man davon aus, dass 2,9 Prozent ein problematisches oder pathologisches Spielverhalten haben. Neben den neuen Online-Angeboten beim Geldspiel sind die vielen Casinos im benachbarten Ausland eine Herausforderung für die Suchthilfe im Kanton St.Gallen.