Die behördlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie haben weiterhin massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im Kanton St.Gallen. Die Zahl der Stellensuchenden hat gegenüber dem Vormonat um knapp 200 Personen zugenommen, im Vergleich zum Vorjahr sind es weit über 3'000. Für den Monat Juni wurde von knapp 9'200 Betrieben für mehr als 103'000 Mitarbeitende Kurzarbeit vorangemeldet und vom Amt für Wirtschaft und Arbeit bewilligt.
Ende Mai 2020 waren im Kanton St.Gallen 12'859 Stellensuchende bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat, dem April 2020, sind es 200 oder 1,5 Prozent mehr. Die Zunahme wurde somit zwar abgebremst, dies aber in einer Jahreszeit, in der die Zahl der Stellensuchenden üblicherweise sinkt.
Aussagekräftiger ist der Vergleich mit dem Vorjahr. Ihm gegenüber ist die Zahl der Stellensuchenden um rund 3'400 höher, was einer Zunahme von über einem Drittel entspricht. Ebenfalls in dieser Grössenordnung liegt die Zunahme im Kanton Thurgau.
Jüngere Stellensuchende überdurchschnittlich von Anstieg betroffen
Im Vergleich mit den anderen Altersgruppen waren die jüngeren Stellensuchenden noch vor kurzem vergleichsweise weniger stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Mittlerweile haben sich die Werte angenähert. Die Stellensuchendenquoten betragen aktuell 4,4 Prozent für die 15-24-Jährigen, 4,8 Prozent für die 25-49-Jährigen und 4,7 Prozent für die 50-Jährigen und Älteren. Grund für diese Angleichung ist eine gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittliche Zunahme der 15-24-jährigen Stellensuchenden (+68%).
Unter den Industriebranchen ist der Anstieg bei den jungen Stellensuchenden im Maschinenbau ausgeprägt. Dasselbe gilt bei den Dienstleistungen für den Bereich Verkehr und Transport sowie das Gastgewerbe. Weniger ausgeprägt ist die Zunahme im Baugewerbe und im Detailhandel.
Zunahme in den Wahlkreisen zwischen 25 und gut 50 Prozent
Unter den Wahlkreisen ist die Zunahme der Zahl der Stellensuchenden im Jahresvergleich am stärksten im Sarganserland mit 53 Prozent. Nahe bei 40 Prozent liegen das Rheintal sowie die Wahlkreise See-Gaster und Rorschach. Beim kantonalen Mittel von 36 Prozent befindet sich das Werdenberg. Darunter liegen die Wahlkreise St.Gallen und Wil und das Toggenburg.
Industrie etwas stärker betroffen als Dienstleistungen
In der Produktion und im verarbeitenden Gewerbe beträgt die Zunahme der Zahl der Stellensuchenden im Vorjahresvergleich rund 40 Prozent, bei den Dienstleistungen knapp 35 Prozent. Zwischen den einzelnen Branchen zeigen sich jedoch grosse Unterschiede. So weisen der Maschinenbau und das Baugewerbe, aber auch der Bereich Elektrotechnik, Elektronik, Optik überdurchschnittliche Anstiege aus, während dieser im Fahrzeugbau unter dem Mittel liegt. Unter den Dienstleistungsbranchen ist das Gastgewerbe mit einem Anstieg von gegen 60 Prozent besonders betroffen. Ungefähr im Mittel des Sektors liegt der Detailhandel, darunter der Grosshandel und die Finanzdienstleistungen.
Eine detaillierte tabellarische Darstellung der Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach soziodemographischen Merkmalen und Branchen finden Sie auf dem kantonalen Statistikportal als Excel- oder als PDF-File.
Anmeldung zur Kurzarbeit für über ein Drittel der Beschäftigten
Die behördlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie haben in den vergangenen Monaten zu einem zuvor nie beobachteten Anstieg der Voranmeldungen zur Kurzarbeit geführt. Für den Monat Juni hat das Amt für Wirtschaft und Arbeit bei knapp 9'200 Betrieben und für etwas mehr als 103'000 Mitarbeitende Kurzarbeit bewilligt (Stand: 31. Mai). Zum Vergleich: vor Jahresfrist betrug die Zahl der meldenden Betriebe 15 mit weniger als 1'000 Mitarbeitenden.
Die Voranmeldungen betreffen schätzungsweise etwas über ein Drittel der Beschäftigten im Kanton St.Gallen. Der produzierende Sektor ist mit über 40 Prozent stärker betroffen als die Dienstleistungen mit 33 Prozent. Unter den Industriebranchen ist etwa der Bereich Elektrotechnik, Elektronik, Optik mit fast sechzig Prozent der Beschäftigten stark vertreten. In der Textilindustrie ist der Anteil fast gleich hoch und im Bereich "Möbel und Reparatur von Maschinen" sind es mehr als die Hälfte. Unter den Dienstleistungsbranchen weisen die Automobilbranche, der Grosshandel, Gastgewerbe und Hotellerie, die freiberuflichen Dienstleistungen sowie der Bereich Kunst, Sport und Unterhaltung Voranmeldequoten von knapp 60 Prozent und mehr auf. Viel geringer ist der Prozentsatz im Detailhandel, bei den Finanzdienstleistungen sowie im Gesundheits- und Sozialwesen.
Aus den Voranmeldungen zur Kurzarbeit lassen sich nur teilweise Rückschlüsse auf die Höhe der ausbezahlten Kurzarbeitsentschädigung ziehen. Diese Information ist erst mit einigen Monaten Verzögerung verfügbar, wenn die Abrechnungen vorliegen. Eine detaillierte tabellarische Darstellung zur abgerechneten Kurzarbeit bis zum März 2020 finden Sie auf dem kantonalen Statistikportal als Excel- oder als PDF-File.
Der tabellarische Teil dieser Medienmitteilung ist unter diesem Link abgelegt. Weiteres Zahlenmaterial der Fachstelle für Statistik zu den Arbeitslosen und Stellensuchenden ist auf dem kantonalen Statistikportal zu finden.
Die hier von der Fachstelle für Statistik publizierten statistischen Informationen unterstehen dem Statistikgesetz des Kantons St.Gallen (sGS 146.1) und dessen Qualitätskriterien.
Lehrstelle trotz Corona
Trotz der ausserordentlichen Lage auf dem Arbeitsmarkt erhielten Jugendliche im Kanton St.Gallen in den vergangenen Wochen vielerorts die Chance, Schnupperlehren zu absolvieren. "Dass Betriebe trotz Kurzarbeit neue Lernende anstellen und Lernende nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung weiter beschäftigen können, ist in der aktuellen Situation sehr hilfreich", sagt Daniel Lang, Leiter der Hauptabteilung Arbeitslosenversicherung im Amt für Wirtschaft und Arbeit. Um Berufseinsteiger im Alter zwischen 15 und 25 Jahren bei der Arbeitssuche gezielt zu unterstützen, hatte die Arbeitslosenversicherung im Kanton St.Gallen ihrerseits auch während der vom Bund verfügten Massnahmen ihre spezifischen Angebote weitergeführt. Dazu zählen das Motivationssemester und die "Navigation 20-30", welche auf individuelle Anschlusslösungen an die Arbeits- und Berufswelt ausgerichtet ist. Die Angebote würden rege genutzt, so Lang.