Im Frühling findet üblicherweise die Verleihung der Anerkennungs- und Förderpreise der St.Gallischen Kulturstiftung statt. In diesem Jahr war dafür der 15. Mai vorgesehen. Aufgrund der Corona-Krise muss die öffentliche Preisverleihung verschoben werden. In diesem Jahr erhalten die Lyrikerin Monika Schnyder sowie der Verein Röllelibutzen aus Altstätten einen Anerkennungspreis. Der Förderpreis geht an den Fotografen Jiří Makovec.
Jedes Jahr verleiht die St.Gallische Kulturstiftung im Frühling Annerkennungs- und Förderpreise an Kulturschaffende aus dem Kanton. Im Frühling dieses Jahres muss die Stiftung aufgrund der Corona-Krise auf eine öffentliche Preisverleihung verzichten. Doch gerade in dieser schwierigen Zeit ist es ein besonderes Anliegen des Stiftungsrates, die Preisträgerinnen und Preisträger zu ehren und gibt sie deshalb zum ursprünglich vorgesehenen Datum der Verleihung bekannt. Die öffentliche Verleihungsfeier wird, gemeinsam mit dem jeweils im Herbst zu vergebenden Kulturpreis und einem weiteren Förderpreis, am 11. November 2020 in der Tonhalle St.Gallen durchgeführt.
Anerkennungspreise für Lyrik und Tradition
Die St.Galler Lyrikerin Monika Schnyder erhält einen Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung in der Höhe von 15'000 Franken. Die 1945 in Zürich geborene Autorin arbeitete als freie Journalistin für den «Tages-Anzeiger» und das «Tages-Anzeiger-Magazin». Sie hat es mit ihren Gedichten immer wieder verstanden, intensive sinnliche Momente auszuloten, wobei ihre Texte nicht auf reine Innerlichkeit zielen. Sie beziehen die Aussenwelt im Gegenteil stets mit ein und übersetzen sie in Bilder von aufgeladener Kraft (Peter Surber). Mit Präzision nimmt Schnyder den Verkehr, die Entstehung der Meere, fantastische Winzigwesen wie Glocken- oder Pantoffeltierchen sowie Wolkengebilde in den Blick. Sie ist eine Reisende mit forschen Rezeptoren und sensiblen Antennen und zeigt sich etymologisch, botanisch, ethnologisch und geologisch versiert. Trotz aller Präzision wirken die Textgebilde aber weder mühsam erkämpft, noch erschliessen sie sich immer auf den ersten Blick. Ihr Kern liegt in der Ambivalenz, im Spiel von Bedeutung, Metapher, Rhythmus – und Spass.
Ein Anerkennungspreis von 20'000 Franken geht an die Röllelibutzen aus Altstätten. Sie pflegen ein überliefertes Fasnachtsbrauchtum und sind gleichzeitig offen für neue Entwicklungen. Ausschlaggebend für den Anerkennungspreis ist, wie sie 2019 das 100-Jahr-Jubiläum begangen haben. Neben den eigentlichen Fasnachtsaktivitäten gab es einen Anlass, zu dem 35 Fasnachtsgruppen aus 15 Ländern eingeladen wurden. Entscheidend für die Einladung waren die Gemeinsamkeiten mit den Röllelibutzen oder eine besondere Ursprünglichkeit. In dieser Art war dies das erste internationale Fasnachtsbrauchtums-Treffen. Zusätzlich wurde die eigene Geschichte in einer Ausstellung und einer wissenschaftlichen Publikation aufgearbeitet. Für die Darstellung wählte man das Medium Film. Bemerkenswert ist die Art und Weise, wie die Röllelibutzen den Blick über die Grenzen von Ländern und Zeiten öffnen, wie sie neben der Arbeit mit der «normalen» Fasnacht keinen Aufwand scheuen, um einen Anlass mit internationaler Ausstrahlung durchzuführen.
Fotograf erhält Förderpreis
Für sein Schaffen zeichnet die St.Gallische Kulturstiftung Jiří Makovec mit einem Förderpreis von 10‘000 Franken aus. Mit seiner präzisen Beobachtungsgabe fängt er in Fotografie und Film ebenso alltägliche wie besondere Augenblicke ein, denen oft eine leicht absurde, manchmal auch befremdliche oder humorvolle Wirkung aneignet. Häufig sind es nur kleine Gesten einer Person, ein flüchtiger Gesichtsausdruck, ein kurzer, selbstvergessener Moment, die er festhält. Die Szenen entdeckt er überall auf seinen Reisen durch urbane und ländliche Gegenden. Die Montage bringt dabei weit auseinanderliegende Orte und Kulturen zusammen. «Eine psychogeografische Ortserkundung» nennt er eines seiner Videos – dieser Titel umschreibt treffend die Herangehensweise des Künstlers. 2019 erschien bei Jungle Books die Publikation «From...To...» mit Fotografien aus sechszehn Schaffensjahren. Jiří Makovec wurde 1977 in Prag geboren und lebt seit 2009 in St.Gallen.
St.Gallische Kulturstiftung
Die St.Gallische Kulturstiftung zeichnet mit der Vergabe von Förder-, Anerkennungs- und Kulturpreisen besondere Leistungen aus. Dabei legt der Stiftungsrat Wert auf die Berücksichtigung verschiedener Regionen und Themen. Das Spektrum reicht vom Brauchtum bis zur Wissenschaft, von der bildenden Kunst bis zum Naturschutz. Neben diesen jährlich vergebenen Preisen wird alle drei Jahre der «Grosse Kulturpreis der St.Gallischen Kulturstiftung» verliehen. Dies war im Dezember 2019 mit dem Preisträger Martin Schläpfer, Choreograf, Ballettdirektor und Tänzer, der Fall. Die nächste Verleihung des Grossen Kulturpreises wird im Herbst 2022 erfolgen.
