Die behördlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie haben massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im Kanton St.Gallen. Die Zahl der Stellensuchenden hat im Vergleich zum Vormonat um rund 1'500 Personen zugenommen, im Vergleich zum Vorjahr sind es sogar 2'000 Personen. Für den Monat April wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt von über 5'000 Betrieben für mehr als 40'000 Mitarbeitende Kurzarbeit vorangemeldet und vom Amt für Wirtschaft und Arbeit bewilligt.
Ende März 2020 waren im Kanton St.Gallen 11'871 Stellensuchende bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat, dem Februar 2020, sind es 1500 Personen oder 14 Prozent mehr. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf die Neuanmeldungen zurückzuführen. Deren Zahl betrug im vergangenen Monat knapp 3'000 bei rund 1'500 Abmeldungen.
Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Stellensuchenden um 1'968 angestiegen, was einer Zunahme um rund 20 Prozent entspricht. Im Thurgau beträgt der Anstieg 14 und in Appenzell Ausserrhoden um 12 Prozent. Diese liegen damit im Bereich des gesamtschweizerischen Mittels von 13 Prozent.
Der vergleichsweise stärkere Anstieg im Kanton St.Gallen lässt sich aufgrund der kurzen Zeitspanne seit der Einführung der Massnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie noch nicht schlüssig erklären. Dazu muss die Entwicklung in den kommenden Monaten beobachtet werden.
Jüngere Stellensuchende am stärksten von Anstieg betroffen
Vergleicht man die Altersgruppen, so zeigt sich die stärkste Zunahme bei den 15-24-Jährigen, nämlich mehr als 30 Prozent. Bei den 25-49-Jährigen betrug der Anstieg knapp 20, bei den 50-Jährigen und Älteren rund 17 Prozent.
Zunahmen in allen Wahlkreisen, bei unterschiedlichem Ausmass
Unter den Wahlkreisen ist die Zunahme der Zahl der Stellensuchenden im Jahresvergleich am stärksten im Sarganserland mit mehr als 30 Prozent. Zwischen 20 und 30 Prozent beträgt das Wachstum in den Wahlkreisen Rorschach, Rheintal, See-Gaster und Wil. Genau im kantonalen Schnitt liegt das Werdenberg, darunter das Toggenburg und der Wahlkreis St.Gallen.
Industrie und Dienstleistungen gleichermassen betroffen
Sowohl in der Produktion und im verarbeitenden Gewerbe wie auch bei den Dienstleistungen beträgt die Zunahme der Zahl der Stellensuchenden rund 20 Prozent. Bei den verschiedenen Branchen zeigen sich grosse Unterschiede. So weisen der Maschinenbau und das Baugewerbe, aber auch der Bereich Elektrotechnik, Elektronik, Optik überdurchschnittliche Anstiege aus, während im Fahrzeugbau sogar ein geringfügiger Rückgang festzustellen ist. Unter den Dienstleistungsbranchen ist das Gastgewerbe mit einem Anstieg von fast der Hälfte besonders betroffen. Ungefähr im Mittel des Sektors liegt der Detailhandel, etwas darunter die Finanzdienstleistungen.
Eine detaillierte tabellarische Darstellung der Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach soziodemographischen Merkmalen und Branchen finden Sie unter diesem Link.
Über 7'000 Betriebe reichen Voranmeldungen zu Kurzarbeit ein
Die behördlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie haben im März zu einem zuvor nie beobachteten Anstieg der Voranmeldungen zur Kurzarbeit geführt. Bis am Sonntag, 5. April, wurde für über 5'000 Betriebe und weit über 40'000 Mitarbeitende Kurzarbeit vorangemeldet und bewilligt. Die endgültige Zahl wird bei mehr als 7000 liegen. Zum Vergleich: vor Jahresfrist betrug die Zahl der meldenden Betriebe neun mit etwas über 500 Mitarbeitenden.
Aus den Voranmeldungen zur Kurzarbeit lassen sich nur teilweise Rückschlüsse auf die abgerechnete Kurzarbeitsentschädigung ziehen. Es kann erst nach einigen Monaten festgestellt werden, welche Beträge ausbezahlt worden ist.
Offene Stellen: Allgemeiner Rückgang, aber Anstieg in Landwirtschaftsberufen
Der Bestand an offenen Stellen, die den RAV gemeldet wurden, ist im Vorjahresvergleich um 22 Prozent, von 2'863 Ende März 2019 auf aktuell 2'234 gesunken. Über die Hälfte der gemeldeten Stellen unterliegen der Stellenmeldepflicht, die als eine der Massnahmen zur Entlastung der Unternehmen vorläufig aufgehoben worden ist. Der Rückgang zeigt sich in den meisten Berufsgruppen. Eine Ausnahme bilden die "Fachkräfte in Land- und Forstwirtschaft und Fischerei", wo ein Anstieg von 19 Stellenmeldungen vor Jahresfrist auf aktuell 134 zu verzeichnen ist.
Weiteres Zahlenmaterial der Fachstelle für Statistik zu den Arbeitslosen und Stellensuchenden ist auf dem kantonalen Statistikportal zu finden.
Die hier von der Fachstelle für Statistik publizierten statistischen Informationen unterstehen dem Statistikgesetz des Kantons St.Gallen (sGS 146.1) und dessen Qualitätskriterien